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Material entscheidet! Jighaken auswählen leicht gemacht... - 2 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

 


Der Widerhaken

Hakenspitzen-EindringwiderständeWiderhaken sind winzig und viele Angler sehen sie ohne Brille gar nicht mehr. Dennoch sind Widerhaken bedeutsam. Sie verhindern nicht nur das schnelle Losschlagen eines gehakten Räubers, sondern sie bilden auch den größten Querschnitt des Hakens beim Eindringen des Hakens ins Fischmaul! Die renommierten Hakenhersteller wissen das und achten penibel darauf, möglichst kleine Widerhaken am Haken anzubringen. In meinen Schulungen sehe ich aber immer wieder schreckliche Billighaken, deren Widerhaken fast senkrecht und weit von der Hakenspitze abstehen! Mit so einem Haken ist es fast unmöglich, die Hakenspitze bis hinter den Widerhaken im Fischmaul unterzubringen! Viele Fischverluste sind hier vorprogrammiert und man kann sich mit solchen Haken etwas behelfen, indem man die Widerhaken mit einer Zange einfach andrückt und so den Querschnitt verkleinert. Dennoch kann auch ein guter Widerhaken bereits zu großen Widerstand für den sicheren Anhieb bedeuten. Gerade beim Twistern auf Distanz oder in der Strömung sind die Bedingungen oft nicht optimal und der direkte Kontakt zum Köder fehlt. Bei einem Biss können durch Schnurbogen, verzögerte Reaktion und vielleicht auch zu weiche Ruten nur begrenzte Anhiebkräfte aufgebracht werden.

 

Fastgrip-SpitzeFür diese Fälle hat sich VMC einen besonderen Haken ausgedacht: Den Fastgrip-Haken – „Den Schnellfasser-Haken“ zeichnen 3 kleine, hintereinander angebrachte Widerhaken aus. Braucht man für einen normalen Widerhaken noch über 500 Gramm Zugkraft, um den Widerhaken eindringen zu lassen, so ist beim Fastgrip-Haken schon mit einer Zugkraft von 200 Gramm der erste Widerhaken gesetzt und der Fisch bereits etwas gesichert am Haken.

 

 

Ich habe Euch auch einmal einige andere Hakenspitzen fotografiert:

SichelhakenspitzeOwner Cutting-PointVMC-Geschnittene SpitzeVMC-Barbarian Jighaken

Bitte nicht so:

Katastrophenhaken mit schlechtem Widerhaken und mieser Spitze!

Die Drahtstärke

Dünnere Haken - toller Fisch!Angelhaken auszuwählen, bedeutet Kompromisse zu machen! Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht und deshalb ist es bei der Auswahl der Drahtstärke auch sehr wichtig zu wissen, welche Fischarten man bevorzugt beangeln möchte und welche Prioritäten man z.B. auch beim Angeln in hängerreichem Gebiet setzt! Für jeden Angler ist es eine traumatische Vorstellung, den Fisch des Lebens durch einen aufbiegenden Haken zu verlieren. Deshalb kaufen die meisten Angler tendenziell auch eher sehr stabile, biegefeste Haken. Ich gebe zu, für mich ist das nur ein untergeordnetes Kriterium, das ich gern weiter erklären möchte. Mit der Drahtstärke des Angelhakens wird auch sehr entscheidend der Eindringwiderstand eines Hakens festgelegt und damit die Zahl der Fische, die nach einem Biss am Haken hängen bleiben. Je dünner der Haken, desto besser „klebt“ er in der Regel am Fisch! Hinzu kommen Vorteile beim Lösen von Hängern, denn je dünner ein Haken ist, desto besser federt er, wenn die Spitze z.B. am Bodengrund oder in Holz fest hängt. Ein nicht-biegsamer Haken würde abreißen bzw. nicht "federn". Dieses Federn ist wichtig, um Hänger mit dem Rückstoßeffekt leichter zu lösen. Hierzu spannt man die Schnur bei einem Hänger möglichst stark über die Angelrute, während man die Schnur bei geöffneter Rolle festhält. Plötzliches Loslassen lässt den wie eine Feder gespannten Haken nach hinten schnellen und freikommen. Ein steifer Haken würde sich einfach nicht mit Fletschen zurück katapultieren lassen und bliebe deutlich öfter hängen. Das ist teuer und frustrierend! Ist die Schnur sehr stark und der Draht dünn genug, könnte man den Haken auch aufbiegen und anschließend wieder zurück biegen. Der Köder wäre auch gerettet!

Dieser Superhecht biss auf einen Sichelhaken!ÜBRIGENS: Die Angst vor dem Aufbiegen eines Hakens ist fast immer völlig unbegründet! Haken biegen im normalen Einsatzfall nur dann auf, wenn sie direkt auf der Hakenspitze belastet werden! Wenn der Haken also auf der Hakenspitze an einem Hänger hängen bleibt, so ist das mehr als wünschenswert, denn man kann seinen Köder damit retten. Ich biege anschließend gern die Hakenspitze wieder zurück und angle weiter mit dem gleichen Haken, wenn er noch 100%ig scharf geblieben ist! Beißt ein kapitaler Fisch, so rutscht ein guter Haken sofort tief in das Fischmaul bis zum Bogen durch. Der Kraftangriffspunkt für einen Hebel (und somit die effektiven Aufbiegekräfte!) liegt dann deutlich dichter am Hakenschenkel und fast immer liegen die notwendigen Kräfte für ein Aufbiegen dann deutlich über den Reißfestigkeiten unserer gängigen Angelschnüre. Der Haken hält also für den Normalfall, die Biegsamkeit ist eine Art Sollbruchstelle, um Verluste im Rahmen zu halten! Sollte ein Haken tatsächlich einmal am Fisch aufbiegen, so ist das Pech! In der Regel hing der Haken dann auf der Hakenspitze - der Anhieb vermochte die Hakenspitze nicht ins Maul zu treiben! Wer Angst vor Überlastungen seines Angelhakens hat, kann ein schönes Experiment machen: Binden Sie eine Schnurschlinge am Gartenzaun o.ä. fest und hängen den Haken in die Schlinge oder einen Draht. Dies ist eine sehr gute Simulation eines gehakten Fisches. Jetzt könnt Ihr probieren, den Haken mit Rute + Schnur aufzubiegen. Ihr werdet Euch wundern, wie extrem stark auch dünne, vermeintlich "weiche" Haken halten! Anders verhält es sich, wenn man die Hakenspitze einfach in den Zaunpfahl oder sonstiges "Gehölz" hängt und somit einen Hänger simuliert! Achtet dann darauf, dass Euch der Bleikopf nicht an den Kopf fliegt, wenn er nachgibt oder gar hinter Euch in eine Scheibe einschlägt...

Ich habe dieses Experiment mit den scheinbar sehr biegsamen Sichel-Jighaken einmal durchgeführt und als "Last" eine 8 kg schwere Downriggerkugel angehängt. Die Bilder sprechen für sich! Links die 2 Bilder zeigen den belasteten Haken mit Last auf der Hakenspitze - rechts die Bilder den Haken mit Last im Hakenbogen:

Volllast auf die Hakenspitze eines SichelhakensGanz schön biegsam, der Sichelhaken!Im Hakenbogen belastet hält alles!So belastet ist der Haken auch im Fischmaul!

ABER: Teilweise sind die Kräfte der Fische enorm und sehr starke Schnüre machen auch den Einsatz besonders starker Haken notwendig! Für mich ist es immer wieder erstaunlich, welche Urkräfte die spanischen Welse am notwendig-starken Gerät aufbringen können. Es gibt Situationen beim Flussangeln, in denen man einer Welsflucht mit aller Kraft begegnen muss, damit der Fisch ein Hindernis nicht erreicht. Dabei sind mir wiederholt herkömmliche Angelhaken aufgebogen. Beim gezielten Welsangeln mit schweren Ruten und stärksten Schnüren kommen deshalb nur noch stärkste Jighaken zum Einsatz! Bitte aber nicht übertreiben, denn starke Haken werden nur dann nötig, wenn auch die Rute und die Angelschnur entsprechend schwer gewählt wurden. Denkt immer an die Kette und das schwächste Glied. Mir ist auch schon das Kunststück gelungen, einen über 25 kg schweren Wels an einer 50 Gramm-Rute mit 6 kg tragender Schnur und einem sehr dünndrähtigen Sichelhaken zu landen!

Die Hakenfarbe und Korrosion

Die Hakenfarbe sagt nichts über die Korrosionsbeständigkeit!„Rote Haken sind rostfrei“ oder ähnlich komische Sprüche höre ich öfter bei uns im Geschäft. Korrosion ist im Süßwasser gar kein Problem mit den meisten verfügbaren Angelhaken heute. Anders verhält es sich im Salzwasser, wo nur Edelstahl oder eine Beschichtung aus „Permasteel“ zufrieden stellenden Korrosionsschutz bieten. „Vernickelte“ Haken besitzen auch eine verzögerte Korrosion und leisten befristet gute Dienste im Salzwasser. Salzwasser schafft aber mit der Zeit die meisten Haken! Tatsächlich ist die Hakenfarbe bei VMC auch ein kleiner Schutz vor Korrosion und der rote Lack scheint im Salzwasser auch besser zu schützen als z.B. schwarz. Dennoch sind die Haken nur sehr bedingt gegen Salzwasser-Korrosion geschützt. Früher konnte man einmal sagen, dass die farbigen Haken sogenannte „High Carbon-Haken“ sind, die etwas weniger schnell rosten als herkömmliche Stahlhaken in z.B. brünierter Form.

Heute kann man das leider nicht mehr verallgemeinern, da auch asiatische, bunte Haken gern diesen „Qualitätsschein“ für sich in Anspruch nehmen. Wirklich rostfreie Jighaken kenne ich ehrlich gesagt nicht. Lediglich die Korrosionsgeschwindigkeit ist unterschiedlich und bei den guten High-Carbon Haken etwas langsamer als z.B. bei normalen, brünierten Haken.