Startseite > Monstertechnik > Köder > Die Gummiflut
Die Gummiflut Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

 

Titel GummiköderAls weiche Welle kamen die Gummiköder über die Angler. Inzwischen ist daraus ein starker Wellengang geworden, in dem Anfänger unterzugehen drohen.  Ich hoffe, mit diesem Beitrag etwas Halt in der Gummiflut geben zu können.

Es fing alles ganz harmlos an mit den Gummiködern. Zunächst waren es nur einige Farben und Größen, die man für verschiedene Einsätz bei sich hatte. Doch dann kamen immer mehr Formen und Varianten und immer mehr. Die weiche Welle wurde zu einer regelrechten Sintflut: Sandras, Frogger, Curlies, Turbotails, Slottershads, Swimbaits, Super-Goober, Paddels und und und. Ein Laie kann sich da gar nicht mehr zurechtfinden. Auswahl GummiköderSelber habe ich auch immer wieder andere Favoriten gehabt und mich von zufälligen Erfolgen beeinflussen lassen. Inzwischen wähle ich sehr gezielt aus dem riesigen Angebot aus. Das gesamte Spektrum der Gummiköder lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: Twister mit dem typischen Sichelschwanz und Gummifische, meistens in Form eines Fischkörpers mit Schaufelschwanz. Was ist vorzuziehen? Das lässt sich nicht allgemeingültig beantworten, sondern hängt von den jeweiligen Gewässerverhältnissen ab.





DoppelschwänzeBei mir fing alles mit einem Doppelschwanz-Twister an. Früher schwor ich darauf und hielt Gummifische für weniger fängig. Heute gebe ich meistens den Gummifischen von 11 bis 25 Zentimeter Länge den Vorzug. Ab und zu, mit zunehmender Tendenz kommen aber auch Riesentwister bis 40 cm Länge zum Einsatz. Grundsätzlich habe ich mit den beiden Köderformen folgende Erfahrung gemacht: Die Anzahl der Fänge spricht für den normalen Twister. Nach der Größe der Fische liegt jedoch der Gummifisch vorn, sofern es nicht die Riesentwister sind...

Twisterhecht


Mehr Bewegung
Der Vorteil von großen Twisterschwänzen oder Doppelschwänzen besteht darin, dass sie auch bei langsamer Führung sehr viel Bewegung erzeugen. Damit sorgen sie selbst in stehenden Gewässern noch für reichlich Wirbel. Auch wenn sie einmal etwas Kraut eingefangen haben, bewegen sie sich noch attraktiv. Außerdem haben Twister, wenn Sie durch das Wasser gezogen werden, eine sehr schlanke Silhouette, wie sie viele Raubfische besonders gern mögen. Fast alle Räuber lieben z.B. Aale! Für unentschlossene Räuber sind solche Twister die richtige Beißhilfe. Allerdings ist zu bedenken, dass Köder mit einem langen Schlabberschwanz auch mehr Luft- und Wasserwiderstand aufbringen.

Weit werfenWeite Würfe werden somit schwieriger, in der Strömung bekommt der Köder mehr Auftrieb. Beides erfordert mehr Bleigewicht. Ein Gummifsch besitzt mit seiner kompakten Körperform bessere Wurfeigenschaften. Der Haken sitzt im Gummifisch zentraler, dadurch kommt es seltener zu Fehlbissen. Auch der Umgang mit zusätzlichen Drillingen am Köder ist einfacher. Bei Twistern verhaken sich die Schwänze leicht im Drilling.










EinhängesystemSpeziell für größere Shads sind zusätzliche Drillinge in Form eines von Uli entwickelten Einhängesystems anzuraten, um die Fehlbissquote gering zu halten! 






Toller Hecht auf Slottie Flusskönig
Diesen tollen Hecht auf einen 20 cm Slottershad S (Flusskönig) hätte Sven ohne Einhängesystem nicht erwischt... 






Fester SlottershadDie Härte des Gummis ist eine ganz entscheidende Eigenschaft des Köders. Bevor man sich für eine bestimmte Konsistenz des Gummis entscheidet, sollte man sich über die Angelsituation im Klaren sein, in der man den Köder einsetzen will. Häufig wird für superweiche Gummis geworben, weil diese an leichten Bleiköpfen feinere Bewegungen vollführen. Sehr vorsichtige Räuber reagieren oft auch beißfreudiger auf weiche Köder. Allerdings nützt einem die Bewegung eines weichen Köders nichts, wenn sie in stärkerer Strömung oder bei schnellerem Zug zu unkontrollierten Drehungen führt. Uli fischt schon lange mit den von ihm entwickelten Slottershads







Slottie S FlusskönigDie „Supersofties“, wie z.B. die inzwischen schon legendären "Slottie S", sind außerdem meist schon nach wenigen Bissen ziemlich zerfleddert. Und darüber freut sich letztlich nur der Gerätehändler, aber häufig bedeuten superweiche Köder auch besonders viele und arglose Bisse!









Sandra-Twister fest für DruckwelleStarke Druckwellen
Softbaits mit festerem Kunststoff benötigen mehr Blei und einen stärkeren Zug, damit sie verführerische Bewegungen vollführen. Dafür können wir mit diesen Gummifischen besonders starke Druckwellen erzeugen, die den Räuber auch im trüben Wasser reizen. Die Amerikaner verkaufen diese Modelle als "Saltwater-Version", weil man annimmt, dass dort härter und schärfer zugebissen wird. Viele Leute trauen sich an diese Köder für die Süßwasserangelei nicht so gern heran. Die Sandra von Delalande oder der Sea Shad sind z.B. solche Köder, die wahrscheinlich im Süßwasser sogar mehr als in der See gefischt werden.






Hecht auf festen SlottershadEin großer Fehler, denn für unsere Hechte sind es auch erstklassige Köder, Zander nehmen sie im trüben Wasser oft deutlich besser wahr! Die druckvollen Bewegungen eines härteren Köders spürt man häufig sogar bis in die Rutenspitze. Der Verschleiß liegt bei hartem Gummi deutlich niedriger als bei weichem Gummi. Das ist ein nicht unwichtiges Argument für festeres Material.

















Slottershad Draufsicht
Um die guten Eigenschaften von weichem und hartem Material in einem Köder zu verbinden, habe ich den Slottershad entwickelt. Dieser Gummifisch besteht aus festem Material mit seitlichen Kerben im hinteren Körperteil. Er lässt sich mit sehr unterschiedlichen Bleiköpfen fischen. Er ist auch bei langsamer Führung sehr beweglich und sendet starke Druckwellen aus. Sein festes Material ist sehr bissfest. Besonders wichtig erscheint mir eine natürliche Schwimmbewegung des Gummifisches. Zu weiche oder schlecht geformte Körper lassen den Schaufelschwanz zu unnatürlich schrauben, statt ihn seitlich pendeln zu lassen. Eine attraktive Bewegung entsteht durch eine hohe, aber schlanke Schwanzwurzel in Verbindung mit eher festem Kunststoff oder besagten Kerben im Gummikörper. Sie sorgen für schwingende seitliche Bewegungen und verhindern unerwünschte Drehungen.

Der Schaufelschanz legt fest, wie ein Köder wackeltBewegliche Hinterteile
Was am Wobbler die Tauchschaufel, ist am Gummifisch der Schaufelschwanz. Er ist der Bewegungsapparat des Köders. Je steiler der Schaufelschwanz nach unten steht, desto heftiger sind die Bewegungen des Köders. Auch die Größe des Schaufelschwanzes wirkt sich auf die Beweglichkeit aus. Bastler haben das längst erkannt und an die Körper kleiner Gummifische die Schwänze größerer Gummifische geschweißt. Solchen Kombinationen sind allerdings Grenzen gesetzt. Denn irgendwann werden die Bewegungen so heftig, dass man als Gegenpol zu den kräftigen Schwanzbewegungen einen sehr schweren Bleikopf benötigt. Der Schwanz wedelt mit dem Hund (Gummifisch)...
Vor allem in der Strömung erzeugt ein übergroßer Schwanz so viel Bewegung und Auftrieb, dass dies die Fängigkeit des Köders reduziert. In starker Strömung ziehe ich selber eher schräg stehende Schaufelschwänze vor. Sie sorgen für ausreichende Bewegung und haben einen geringen Auftrieb.




Fransenköder sind fängig!Sonst wollen wir zwar immer maximale Druckwellen erzeugen, aber in diesem Fall ist wenig mehr. Bei langsamster Köderführung wie z.B. auch der Vertikalangelei könnten auch sogenannte Tuben- oder Fransenköder deutlich fängiger sein. Speziell Zander sind manchmal regelrecht verrückt auf die scheinbar "bewegungslosen" Fransenjigs.





Fransenköder für BarscheAuch Barsche lieben Fransenköder! Ob diese darin kleine Krebse sehen? Langsam über den Bodengrund gezupft sind sie manchmal phantastisch. Die Tuben oder "Tubes", wie die Amerikaner sie nennen, sind mit die gängigsten Barschköder überhaupt und sie funktionieren auch bei uns sehr gut!






Großköder fangen große Fische!Es ist schon erstaunlich, dass sich so wenige Raubfischangler an große Kunstköder heran trauen. Vor großen Köderfischen schrecken sie nicht zurück, aber die Kunstköder werden eher klein gewählt. Natürlich bekommt man auf kleinere Kunstköder oft mehr Bisse. Denn auch die jugendlichen Raubfische fühlen sich dem Köder gewachsen. Aber es gibt ein paar bessere Argumente, die für größere Gummiköder sprechen. Damit meine ich Köder ab 15 Zentimeter Länge aufwärts.









Großköder volley inhaliert!1. bevorzugen größere Räuber in der Regel auch größere Portionen. Ein kapitaler Hecht schnappt sich lieber eine Beute von 5–10 Prozent seines eigenen Körpergewichts, statt unentwegt zwischen Kleinfischen herum zu jagen.

2. Die Zusammenstellung und Präsentation von größeren Ködern ist einfacher. Die Abstimmung von Gummi und Bleikopf muss schließlich nicht so Grammgenau sein wie bei den kleinen Ködern.

3. Weil die meisten mit kleinen Gummis angeln, sind diese in stark beangelten Gewässern schon gut bekannt. Große Gummiköder haben dann den Vorteil, dass die Räuber mit ihnen keine schlechten Erfahrungen verbinden.




Vielfältige Kombinationen
Startwinkel verschiedener BleiköpfeZur Erfolgsgeschichte der Gummiköder hat sicher auch beigetragen, dass man mit ihnen sehr flexibel ist und ihre verschiedenen Elemente sehr unterschiedlich kombinieren kann. Mit ausgewählten Bleiköpfen – Erie-Jigs für die Tiefe, Fischköpfe für die Strömung und Bananen-Jigs für die Distanz – wird der Gummiköder zur spezialisierten Fangmaschine. Aber ganz gleich, welches Blei Sie nehmen, an ihm muss der Gummiköder immer mit straffer Schnur schwimmen, damit er attraktiv bleibt.








Hecht auf Castaic-SardineNeuerdings gibt es auch fertig montierte Gummifische mit integriertem Blei und Haken. Der besondere Vorteil dieser Köder liegt in ihrem besonders guten Sink- und Schwimmverhalten, bedingt durch den weiter hinten liegenden Körperschwerpunkt. Diese Gummifische schwimmen selbst dann noch attraktiv, wenn die Schnüre einmal schlaff durchhängt und man den Köder einmal nicht so konzentriert führt. Mein Liebling ist die Sardine von Castaic - nicht nur bei uns im Möhnesee oder den Bodden ein Garant für gute Hechte...






Der original Bulldawg von Musky InnovationsAbsolut fängige Spezialköder dieser Art sind die Swimbaits von Castaic und der Bull Dawg von Musky Innovations. Nachteile der fertig montierten Köder liegen in dem eingeschränkten Einsatzbereich durch das vorgegebene Bleigewicht. Außerdem hat der komplette Köder auch einen erheblich höheren Preis.






Mehr als Gummi und Blei
Castaic Real BaitDie ersten Gummiköder bestanden nur aus zwei Teilen, dem Gummikörper und dem Bleikopf mit Haken. Konstruktion und Gewicht dieser Köder waren insbesondere auf die Angelei in Grundnähe ausgerichtet. Pflanzenwuchs und Unregelmäßigkeiten am Gewässergrund erschwerten den Einsatz dieser Köder oder machten ihn sogar unmöglich. In den letzten Jahren kamen Gummiköder mit anderen Konstruktionselementen auf. Mit schwimmfähigen Holz- oder Kunststoffköpfen mit Tauchschaufel erschließen die Gummis alle Gewässertiefen. Sowohl geworfen als auch geschleppt sind diese Köder eine enorme Bereicherung des Kunstköderangebotes. Mit ihren sehr natürlichen Schwimmbewegungen und der perfekten Körperform und -farbe stehen diese Modelle einem lebenden Köderfisch in nichts nach. Ganz im Gegenteil sogar: Diese Köder schwimmen genau dorthin, von wo lebende Fische nur flüchten würden, vor das Maul des Räubers…