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Die richtige Landung und Behandlung von Raubfischen - Seite 3 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

In der Sportfischerprüfung wird gelehrt, dass man für solche "Lösungsprobleme" dringend eine Rachensperre dabei haben sollte. Diese "Dinger" sind in meinen Augen der größte Blödsinn und funktionieren nur bei toten Hechten! Bei kleineren Hechten ist die Federspannung zu groß und man zerreißt dem armen Tier das Maul. Große Hechte "kauen" locker darauf herum und der Angler, der sich mit der Hand ins Maulinnere wagt, erlebt böse Überraschungen, denn der Fisch bleibt keinesfalls ruhig mit diesem "Gerät" im Maul liegen! Besser und perfekt für den Umgang mit dem lebendigen Tier ist die Hand. Wer den Fisch gut hält, braucht nur wenige Sekunden für das Lösen eines Hakens und keinerlei Ablage. Meine "Rachensperre", fein "dosier- und einstellbar" sind meine Finger, die nach einer erfolgreichen Handlandung gleich am richtigen Ort positioniert sind! Durch den Zeige- und Mittelfinger kann man vorsichtig ins Maulinnere des Hechtes gelangen (kein Widerspruch: Hier gehen wir durch die Kiemen ins Maulinnere - nicht vorn hinein!). Auch dort gibt es Bereiche am Gaumen, die glatt und ohne Zähne sind. Übt man leichten Druck dagegen aus, öffnet der Hecht ganz bereitwillig sein Maul!

Diese Geste ist freundlich gemeint: Der Mittelfinger ist die beste Rachensperre der Welt und ist fein dosierbar im Druck!

Wer unkontrolliert in die Kiemen oder sogar vorn ins Maul greift, wird böse Erinnerungen behalten!


Ulis Daumen nach missglückter Handlandung...
Die Narben an meinem Daumen können da schon etliche Geschichten erzählen. Wer sich seiner Sache sicher ist, kann das ohne Handschuh tun. Wer unachtsam und sich vielleicht "zu sicher" ist, erlebt sein blaues Wunder. Abgesehen davon, dass ein Landungshandschuh problemlos in jede Tasche passt, sind Verletzungen damit nahezu ausgeschlossen.

Der Hookout von Baker ist der beste Hakenlöser für Raubfische! Kraftvoll, lang und leicht zu handhaben...
Obwohl wir mit unseren Händen sehr viel erledigen können, brauchen wir dringend Hilfsmittel, um Angelhaken vom Fischmaul zu lösen. Das Maulinnere ist für die empfindlichen Finger "von vorne hinein tabu"! Die Zähne sind alle so ausgerichtet, dass man nichts (auch unsere vorsichtig geführte Hand nicht!!!) ohne Verletzungen wieder herauskommt.
Nie mit dem Finger vorn hinein!!!
Deshalb sind zum Lösen der Haken Werkzeuge nötig. Viele Angler benutzen Flachzangen o.ä., weil diese sowieso im Werkzeugkeller liegen. Auch Arterienklemmen sieht man immer wieder im Einsatz bei Raubfischen. Beides ist ungeeignet und verhindert schnelles, schonendes Lösen von Angelhaken, die tief im Maul sitzen. Wer einem Großhecht schon einmal tief ins Maul gesehen hat, der kann die Notwendigkeit eines langen und kraftvollen Lösungsgerätes erkennen.

Der amerkikanische Tackle-Hersteller BAKER hat sich auf solche Einsatzfälle spezialisiert. Bei Baker gibt es zangenähnliche Werkzeuge auch mit einer Federhalterung, so dass man mit noch weniger Krafteinsatz und ohne abzurutschen Haken lösen kann.
Spezial-Baker-tools gibt es sogar mit Beleuchtung für Nachtangler!
Neben der Werkzeuglänge ist aber auch große Kraft mit entsprechenden Hebelmöglichkeiten nötig und dafür sind nur wenige Tools wirklich gut geeignet! Der "Hookout" von Baker-Tools hat auch bei mir zunächst Schmunzeln erzeugt, als ihn vor langer Zeit erstmalig sah. Das Gerät ist aber genial, denn es vereint kurze Klemmbacken und "Länge", um auch tief liegende Drillinge kraftvoll packen und lösen zu können.

Baker - Grogert
Für spezielle, besonders tief-liegende Haken kann auch der Baker-Grogert gut eingesetzt werden.

So sollten die Werkzeuge immer eingesetzt werden:
Finger im Maul und am Haken beim Lösen sind gefährlich. Immer Toos benutzen!
Mit Werkzeug geht´s immer schneller und schont den Fisch! Im schlimmsten Fall hat nicht nur der Fisch ein Problem mit der Falschbehandlung:
Ohne Werkzeug wird´s manchmal schlimm!

Ein wichtiger Hinweis an alle Angler, die den Fisch in Bestform und möglichst unbeschadet zurücksetzen möchten. Es nützt gar nichts, den Fisch "irgendwie ganz schnell" zurückzusetzen. Auch das Schuppenkleid und die Schleimhaut des Fisches sind empfindlich! Bei stationärer Angelei ist es natürlich perfekt, eine sogenannte Lösematte parat liegen zu haben. Eine feuchte, glatte Folie tut auch gute Dienste. Spinnfischer, die meistens viele Kilometer am Ufer zurücklegen und "leichtes Marschgepäck" dabei haben möchten, können dies nicht leisten.


Häufig ist der Landeplatz schlecht für eine schonende Behandlung des Fisches nach dem Fang!Schon beim Drill sollte man sich überlegen, wo und wie man den Fisch nachher schonend vom Haken lösen kann!Lösematten sind für stationäre Angler optimal. Spinnfischer sollten sich einen weichen, feuchten Untergrund am Ufer suchen. Gras tut hier gute Dienste...
Dennoch ist es erforderlich, den Fisch auf einer feuchten Wiese, einem glatten Untergrund o.ä. abzulegen. Steinpackungen, Sandufer und trockener Lehm sind eine große Gefahr für die empfindliche Haut des Fisches. Auch als Bootsangler kann man sich auf den schonenden Umgang mit dem Fisch vorbereiten.
Glatte oder Gummiunterlagen sollten Bootsangler parat haben.
Man sollte immer eine Gummimatte oder sonstige glatte Ablagefläche im Boot verfügbar haben. Das vermisse ich bei Anglern mit hohem Anspruch an Catch&Release häufig. Sie fahren tolle Boote mit schönem Teppich, geeignete Unterlagen fehlen aber. Teppiche sind schön und bequem, aber absolutes Gift für Fischschleimhäute! Stinken tut´s obendrein, wenn der Fisch darauf zum Liegen kommt. Der Fisch darf auch hier also keinesfalls mit dem kratzigen Teppich in Berührung kommen. Man könnte die Haut des Fisches auch gleich mit einer Nagelbürste behandeln. Zwar schwimmt der Fisch dann häufig auch schnell davon, aber das Übel nimmt seinen Lauf: Verpilzungen und ähnliche Erkrankungen können dem Tier großen Schaden bis hin zum Tod zufügen. Damit wäre die gute Intention des Anglers, dem Tier aus hegerischen Gründen sein Leben zu schenken, völliger Blödsinn!

Das Glück ist perfekt! Der Traumfisch kann unbeschadet released werden.
Wenn alles gut geklappt hat, ist es auch problemlos möglich, einem kapitalen Hecht die Freiheit zu schenken. In fast allen Ländern Europas wird das gewünscht und häufig praktiziert. In Deutschland ist das anders und man braucht leider sehr gute Gründe, um einen massigen Fisch lebendig zu releasen. Das Tierschutzgesetz verbietet bei uns ein grundsätzliches Zurücksetzen von Fischen und somit ist dem Angler leider einen gewisser Tötungszwang "per Gesetz" auferlegt. Zwar ist der Zwang nicht so enge, wie mancher Funktionär es auslegt, aber die Grenzen der Entscheidungsfreiheit beim Angler, der sich legal und korrekt verhalten möchte,  sind sehr eng gesteckt. Hier wäre ein Umdenken wünschenswert, denn Angeln ist viel zu schön und umfassend, um "nur etwas zum Essen zu holen". Mir tut es jedenfalls immer sehr Leid, wenn ein großer Fisch sterben muss, nur weil es der Gesetzgeber so strikt vorschreibt! Eigentlich gibt es doch viel mehr gute Gründe, angeln zu gehen und das Angeln toll zu finden. Dass das irgendwann einmal von Nicht-Anglern verstanden wird, ist meine große Hoffnung. Bis dahin setze ich mit besonders große Freude meine kapitalen Fische in Holland, Schweden, Spanien usw. zurück. Dort ticken die Uhren nämlich genau anders (richtig) herum...