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Raubfische lernen gut! - Seite 2 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   
Akustische Signale

 

Beim pelagischen Angeln kann man das Lernen der Raubfische wunderbar beobachten. Werden in einem neuen Gewässer anfangs alle Raubfische äußerst einfach mit vertikal im Wasser gehaltenen Ködern überlistet, stellen sich zu meinem Erstaunen äußerst schnell starke Lerneffekte ein. Man muss für eine effektive Angelei mit dem E-Motor möglichst präzise über den Fisch fahren. Das erzeugt typischen Motorenlärm, der anfangs kein Problem darstellt. Schon nach kurzer Zeit der pelagischen Angelei am Möhnesee konnte ich jedoch feststellen, dass der Lärm des E-Motors eine äußerst starke Scheuchwirkung erzeugte, die es anfangs keineswegs gab. Die Räuber haben gelernt, dass dieser Motorenlärm Gefahr bedeutet!

Erfolg beim pelagischen Angeln. Schnurgeräusche sollte man vermeiden!Ebenso erzeugte das Ablassen des Köders anfangs große Aufmerksamkeit. Fische, denen wir einen Kunstköder hinab ließen, stiegen bereits dem Köder neugierig entgegen, als sie diesen noch gar nicht sehen konnten. Eine einfach-geflochtene, raue Angelschnur erzeugte ein laut-rauschendes Geräusch unter Wasser, wie wir bei diversen Filmaufnahmen mit Mikrofon unter Wasser feststellen konnten (siehe auch „Die Launen der Räuber“ – DVD im Parey-Verlag). Später erlebte ich genau das Gegenteil: Die lauten Geräusche beim Ablassen des Köders verschreckten die Fische bereits und schwupps verschwanden diese vom Echolot, bevor der Köder eine aussichtsreiche Tiefe erreichte. Erst mit „leisen“ Monofilen und besonders glatt-geflochtenen Schnüren blieben die Fische wieder arglos unter dem Köder stehen und blieben "besser fangbar".

Rasselköder gibt es vielfältig am Markt!Genauso streiten sich Generationen von Anglern über die Wirkung von Köderrasseln und Rasselködern überhaupt. Die einen schwören auf sie, die anderen meiden diese wie der Teufel das Weihwasser und beide haben in bestimmten Gewässern die Nase vorn! Zunächst ist es immer gut, Raubfische mit besonders auffälligen Reizen überlisten zu wollen.

Rasseln für Gummiköder. Oft erfolgreich, manchmal kontraproduktivDort, wo wenig geangelt wird, sind starke Geräusche vorteilhaft und werden von Räubern besonders gut wahrgenommen und attackiert. Das geht aber oft nicht lange gut. Vor allem, wenn sich am Wasser „herumspricht“, dass Rasseln gut fangen und viele Angelkollegen ebenfalls mit Rasselködern losziehen, ist die Angelfreude mit Rasseln schnell wieder vorbei! Die Räuber „lernen“ ausgesprochen schnell, dass dieses Klackern und Rasseln gefährlich ist und meiden diese Köder bald.

Nils-Master aus Balsaholz ist leise und fängigDann schlägt die Stunde er Angler, die penibel darauf achten, keine Ködergeräusche zu erzeugen. Dann fangen plötzlich nicht die Plastikwobbler mit Kügelchen darin, sondern gute Balsa-Wobbler bzw. Vollschaum-Köder. Aber auch diese Köder erzeugen immer noch leichte Klackergeräusche am Sprengring + Drilling.

altWer auf völlige Ruhe aus ist, sollte dann noch ein Stückchen Silikonschlauch über diese Befestigungen ziehen und diese „ultra-leisen“ Montagen fangen plötzlich deutlich besser als laute Köder.

Räuber lernen, Köder zu prüfen

Gar nicht so dumm, der Hecht...Man sagt Raubfischen nach, sie seien dumm. Dennoch überrascht es mich immer wieder, dass sie bei entsprechendem Angeldruck selten oder gar nicht so wild und brutal auf einen Köder schießen, der ihnen präsentiert wird. Sie lernen tatsächlich, Zurückhaltung zu üben und unsere Köderofferten vor einer Attacke gründlich zu prüfen. Die klassischen „Nachläufer“ sind ein sicheres Indiz dafür, dass der Räuber irgendwie bemerkt hat, dass mit unserem Köder nicht alles in Ordnung ist. Jetzt ist der Angler stark gefordert, um die offensichtliche Neugier und den eventuellen Hunger des Räubers zu einem Anbiss zu führen. Viele Raubfische „prüfen“ den Köder nicht nur optisch. Das könnte man noch mit einem Farbwechsel bzw. generellen Köderwechsel in den Griff bekommen. Auch das Schwimmverhalten, die Geschwindigkeit und vor allem auch die Konsistenz des Köders können entscheidend sein. Variiert bei wiederholten Nachläufern unbedingt vieles:

1. Ändert den Köder im Laufverhalten und der Farbe!

2. Ändert die Geschwindigkeit des Köders. Viele Angler vergessen vor Schreck das Weiterziehen, wenn plötzlich ein Monster hinter dem Köder auftaucht. Ich habe vor allem im Sommer sehr gute Erfahrungen mit einer kleinen Beschleunigung des Köders gemacht. Flucht ist ja auch die natürliche Reaktion einer echten Beute! Köder, die "stehen bleiben um besser gepackt werden zu können" oder gar auf den Räuber zuschwimmen (absenken in Richtung des Räubers beim Vertikalpräsentieren!) sind absolutes Gift für den erfolgreichen Raubfischfang!

Manchmal bieten Gummischwänze das 3. Besonders „kluge“ Raubfische stupsen potentielle Beute vor einem Biss leicht an und „prüfen“ die Konsistenz des Köders. Sie haben gelernt, dass viele Kunstköder hart sind und drehen dann sofort ab. Hier könnte ein weiches Hinterteil oder generell weicher Softbait Vorteile bieten. Manchmal macht dieser winzige Unterschied den Erfolg aus! Probiert´s mal…

Zeiten- und Stellenselektion

Es ist wie verhext, denn manchmal fängt man zur sonst besten Beißzeit an Top-Plätzen absolut nichts mehr. Auch das habe ich schon wiederholt erlebt und man konnte den Eindruck gewinnen, am Gewässer sind alle Räuber gefangen bzw. „verschwunden“. Das ist natürlich nicht so, sondern vielmehr haben die Räuber das Fressen in den gängigsten Angelzeiten und an stark beangelten Plätzen eingestellt. Häufig kann man zu anderen Zeiten und an anderen Plätzen des Gewässers dann doch noch erfolgreich angeln. Die Räuber sind z.B. verstärkt nachtaktiv und halten sich anderswo auf.

 

Alles richtig gemacht - auch schlaue Räuber kann man verführenWer stets alle diese Variablen in Frage stellt und bei wiederholt ausbleibendem Erfolg neu probiert, wird sicher auch schnell wieder schöne Fische fangen. Ich weiß, das fällt jedem erfolgsgewohnten Spinnfischer schwer, auch mir. Aber eines ist sicher: Wer über Jahre dauernd nur mit gleichen Ködern an gleichen Stellen und gleicher Methode fischt, wird viele erfahrene Raubfische sicher nicht mehr fangen können. Deshalb wünsche ich Euch viele erfolgreiche Experimente!