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Winterhechte Print E-mail
Written by Uli Beyer   
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Carl mit tollem WinterhechtWinterhechte üben auf viele Angler einen besonderen Reiz aus! Sie sind seltener flach zu finden und häufig ist es schwer, überhaupt eine von den fetten Großmüttern aus dem eisig-kalten Wasser zu überlisten. Wer es aber schafft, bekommt besonders fetten Lohn für seine Mühen, sein Frieren und Hoffen!



Uli Beyer mit fettem WinterhechtWo sind sie im Winter?

Das größte Problem bei der Angelei auf Winterhechte ist die Lokalisierung der kapitalen Omas. So, wie viele andere Fische auch, rotten sich viele Hechte gern auf engstem Raume zusammen, wenn es kühl wird. Deshalb ist man immer gut beraten, zunächst einmal mit dem Echolot derartige Ansammlungen von Futterfischen zu finden. Hat man sie gefunden, ist es häufig "heiß", aber gefangen hat man die Großhecht-Omas dann noch lange nicht, denn sie sind nicht immer genau dort, wo sich der Futterfisch aufhält und oft kommen sie nur auf eine Stipvisite dort vorbei! Die Wohlfühlbereiche und die Fressbereiche müssen nicht immer gleich sein. Deshalb gilt es auch zusätzlich, die Fresszeiten der alten Hechte möglichst gut zu kennen! Wenn ich einen interessanten und fischreichen Bereich gefunden habe, dann beangle ich den natürlich sofort direkt. Bleibt der Erfolg aus, so kann das verschiedene Gründe haben:

1. Die Hechte sind zwar da, aber jetzt nicht bissig!
2. Die Hechte würden vielleicht beißen, sind aber jetzt nicht dort!

Im Winter sind häufig mehrere kapitale Hecht dicht beeinander!Neben dem guten Futterfischaufkommen sollten wir aber auch die richtige Wassertiefe mit Wohlfühltemperaturen und ausreichendem Sauerstoff im Hinterkopf haben. Deshalb ist es schwer, die besten Fangplätze präzise vorauszusagen. Bei uns im Möhnesee ist die Tendenz "eher tief suchen". An Tagen mit erhöhter Fischaktivität finden wir die großen Hechte dann schon mal in flacheren Bereichen von 8-12 Metern. "Normal" sind aber Tiefen von 12-20 Metern. Ganz anders z.B. in Holland: Dort wandern viele kapitale Hechte aus den großen, tiefen Gewässern ab in die angeschlossenen Häfen der Stadtgebiete.
Mitten in der Stadt ein fetter Winterhecht
Dort wird meistens wärmeres Wasser eingeleitet und nur im Winter fängt man kapitale Räuber plötzlich auch in flacheren Poldern und Kanälen oder direkt in den Hafenanlagen. Wer zuerst dort war, der Futterfisch oder die Hechtoma, kann ich allerdings nicht sagen. Fakt ist, dass dies ein spezielles Winterphänomen ist und viele holländische Hechte im Winter flacher und besonders gut in Hafengebieten zu finden sind.

Beißzeiten im Winter

Mit der Sonne kommen die Hechte!Entsprechend muss ich meine Angelei darauf abstellen. Habe ich Kenntnis von den guten Beißzeiten, so kann ich mich zunächst auf diese Zeiten konzentrieren. In der Regel sind die Großhechte im Winter morgens recht träge und beißfaul. Die Mittagszeit ist oft eine recht gute Zeit und häufig sind sie auch am Nachmittag bis in die Dämmerung hinein für einen ordentlichen Schnapp zu haben! Die Ursache dafür ist recht einfach: In der Regel gibt es früh morgens nicht nur wenig Licht und damit Sicht, sondern obendrein ist das Wasser auch von der kalten Nacht besonders abgekühlt! Mit zunehmendem Sonnenschein (Sonne ist im Winter ideal für die Hechtangelei und macht auch sehr müde, alte Damen munter!) kommen die Hechtomas zunehmend auf Touren und wir können davon ausgehen, dass sie sich leichter betören lassen...
Es muss aber nicht unbedingt der strahlende Sonnenhimmel sein, der die Hechte im Winter fressen läßt. Durch die niedrigen Temperaturen des Wassers ist der Stoffwechsel stark heruntergefahren und neben der Langsamkeit der kapitalen Hechte kommt erschwerend hinzu, dass sie auch einmal längere Zeit nichts fressen. Die Kunst des erfolgreichen Hechtfangs besteht darin, die "heißen Momente" herauszufinden! Solche Momente sind z.B. Wetterphasen im Winter, in denen wärmeres Wetter vorherrscht. Wenn nach längerer Frostperiode eine "warme Woche" einzieht, oder nach einer Eisperiode die ersten Wasserflächen wieder auftauen, dann sollten wir unbedingt am Ball - sorry am Hechtwasser - sein! Haben wir dann noch eine Voll- oder Neumondphase, dann können wir recht sicher sein, dass wir beste Voraussetzungen für den Fang einer kapitalen Oma haben!

Die Angeltechnik


Wer Hechte im Winter fangen möchte, der sollte sich auch in seiner Angeltechnik gedanklich von den Erfolgsmethoden des Sommers lösen. Zwar werden auch immer wieder sehr schöne Fische auf die Schleppangel gefangen, aber oft ist diese Präsentation doch zu schnell für die deutlich längere Leitung der winterlichen Raubfische. Schon kleinste Änderungen in der Präsentation bringen häufig beachtliche Unterschiede im Fangergebnis! Mit Grausen denke ich an eine ziemlich verschneite Angeltour mit Carl vor einiger Zeit. Wir fischten längere Zeit im dicksten Eis und Schnee am Bodengrund - klassisches Jiggen - dicht und schööön langsam am Bodengrund. Es biss so gut wie nichts - hier ein Fuzzie und da ein Zupfer und wir schoben es auf die Faulheit der Hechte zurück. Es schneite so heftig wie jetzt die letzten Tage und, ich habe das vorher noch nie so gesehen, es lag Schnee auf der Wasseroberfläche. Das Wasser war also gerade so temperiert, dass es nicht zufror, aber der Schnee auch nicht schmolz. Ein lustiges Phänomen, bei dem das sich langsamst bewegende Boot die Schneedecke an der Oberfläche "aufrollte". Mit der Angelschnur schnitten wir "Kuchenstücke" in die milchig-undurchsichtige Schneeschicht. Wir probierten alles und nichts passierte. Ich begann zu phantasieren. Unter der Schneedecke bildete ich mir einen gewaltigen Hecht ein, der meinen langsamst gezogenen Slottie S bis ans Boot verfolgte. "So ein Quatsch - mitten im Winter!" dachte ich und warf den Köder erneut aus. WIEDER ein Nachläufer, so sah es aus und ich wollte mich schon wegdrehen, als wie von Geisterhand die Schneedecke an der Oberfläche sich von einem kleinen Wasserschwall öffnete! "Das sind ECHTE Nachläufer!" rief ich zu Carl und warf meinen Köder nur kurz aus und zog gleich unter der Oberfläche den Köder langsam wieder  ein. "BUMS" - die Rute war krumm und ein dicker Meterhecht hing am Band! "Jetzt bin ich platt! Die beißen im tiefsten Winter direkt unter der Oberfläche!" 

Winterdrill1Winterdrill 1b
Winterdrill 2Winterdrill 3

Nach diesem Aha-Erlebnis fingen wir etliche, teils richtig schöne Fische! Mit diesem Erlebnis möchte ich jetzt nicht alle Angler dazu überreden, unter der Oberfläche zu fischen, aber zum Nachdenken und Probieren anregen. LANGSAM ist eigentlich im Winter immer wichtig. Alles andere - Stellenwahl und vor allem die Tiefenwahl und vor allem die Präsentationstechnik sollten wir aber so lange variieren, bis sich der Erfolg einstellt. Hier war es ein besonders langsamer, aber gleichmäßiger Zug durch das Freiwasser, der die Räuber an den Haken brachte.
Sehr erfolgreich war ich auch schon mit Zalt-Wobblern und Buster-Jerks, wenn wir kaltes und ruhiges Wasser hatten. Die Kunst bestand dann darin, sehr kleine Schläge (minimale Rutenwege!) mit laaangen Pausen zu vollziehen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass je länger die Zupfpause war, desto mehr Bisse kamen! Teils wartete ich 3-4 Sekunden, bevor ich den Köder wieder zupfte. Nicht immer kamen harte "Einschläge" (Bisse). Manchmal gab es nur einen dicken, nachgebenden Widerstand, der sich dann als fetter Hecht entpuppte.
Natürlich muss ich auch das Jiggen am Bodengrund erwähnen. Das ist, auch wenn es manchmal gar nicht funktioniert, ebenfalls eine sehr häufig sehr effektive Methode. Kleinste Sprünge über den Bodengrund - möglichst mit wenig Blei am Köder, lassen auch langsamste Hecht-Omas schwach werden und trotz ihrer intensiven Trägheit zuschnappen.