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Angelentzug und was draus wird... Print E-mail
Written by Uli Beyer   
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Dieses Jahr begann so grausam wie nie! Packeis, Niedrigwasser und Superfrost machten uns gleich mehrere Angeltouren im Januar kaputt. Auch der Februar gab keinen Grund zur Freude, obwohl kurz vor Ende der Schonzeit die „Eiszeit“ vor Rügen beendet wurde. Die Vogelpest wurde zu einer weiteren Angelblockade. Eine tolle Tour nach Västervik sollte es richten... Wenige Tage vor der geplanten Supertour kam die bittere Nachricht aus Schweden: „Hej, It is still 40 cm of ice outside Västervik fishing camp, and I just spoke to Anders. It will NOT be possible to have any rental boats in Västervik for the upcoming weekend of 8 april, so we recommend you to cancel the clients in the first group, 8-15 april!” Katastrophe – so lange musste ich schon lange nicht mehr auf meinen 1. Hecht warten. Oli Riesch, ein Freund der mitfahren wollte, buchte kurzerhand in Blekinge ein Hotel und wollte dort sein Glück versuchen. Auch ich hatte dringenden „Hechtbedarf“ und fragte frech, ob ich dorthin mitfahren könne. Oli und Alfred sagten spontan ja und wir bildeten ein tolles 3-er Gespann. Wir hatten auch die stille Hoffnung, einige Tage in Eriksberg, einem Top-Revier zu fischen. Leider war dieses Gebiet aber in diesem Frühjahr für sämtliche Angelei gesperrt und wir mussten uns mit sehr unbekanntem „Niemandsland“ beschäftigen. Das Eis verschwand tatsächlich erst an unserem Ankunftstag und ich war (noch) verhalten optimistisch. Schon öfter habe ich tolle Tage direkt nach der Auftauzeit erlebt. Dieses Jahr sollte anders werden...

Noch am Ankunftsabend „wässerten“ wir mein Boot und ich bereitete noch einige Systeme usw. vor. Seit Monaten hatte ich keine Zeit gefunden, irgendetwas für die Angelei aufzuräumen, geschweige denn für die Reise vorzubereiten. Wer Ulis „normales Chaos“ kennt, weiß was ich mit „echtem Uli Chaos“ meine...

Irgendwie ging es nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück voller Ehrgeiz los. An diesem Tag musste der 1. Hecht des Jahres fallen. Der Start war aber sehr ernüchternd, denn über Stunden blieben wir Schneider und es passierte nichts. Zu allem Überfluss schienen wir auch in einem Revier gelandet zu sein, wo wirklich sehr viele Boote mit Anglern unterwegs waren. Gummi hoch, Gummi tief, Kanten, Berge, Schilf & Co. wurden systematisch abgesucht – Fehlanzeige!

Unsere zugegeben sehr optimistischen Fangprognosen wurden drastisch nach unten korrigiert, als ich plötzlich und unerwartet einen Hechtbiss bekam. Fehlbiss – Sch....! „Aber es gibt doch Hechte hier!“ 2 Stunden später konnte ich tatsächlich den 1. Hecht des Jahres auf eine Gummiwurm in „Borussia-Dortmund Design“ (feuergelb schwarz) überlisten. Ich war zwischenzeitlich auf Schockfarben umgestiegen, da das gerade aufgetaute Wasser noch sehr schmuddelig und gar nicht klar war. 2 weitere Hechte konnte ich noch im flacheren Wasser landen – nichts tolles – das war´s für den 1. Tag!

Auch die folgenden 2 Tage verliefen eher dürftig mit 7- ca. 15 Hechten im Boot. Erwähnenswert war meine „Steelhead-Premiere“. Auf einen silbernen Buster-Jerk bekam ich einen Raketenbiss mit aus dem Wasser fliegendem Fisch. Eine tolle Regenbogenforelle hatte meinen Jerkfish attackiert und war tatsächlich am recht großen Haken hängen geblieben.

Ein stattlicher „Mitte Achtziger“ Hecht blieb unser dickster Pikie und hatte auf einen großen Bomber Jointed in Firetiger gebissen. Ich nannte ihn beim Montieren noch scherzhaft „Touristenköder – auf den fangen auch Deppen...!“ Ihr könnt Euch die Lacher im Boot nach dem sofortigen Biss vorstellen, aber es war eine Art „Notbremse“, weil die Hechte objektiv sehr schlecht bissen. Inzwischen hatten wir aber ein grobes Bild von den Standorten und vor allem gängigen Ködern und ganz objektiv waren es eigentlich nur 2 Köder, die uns den Erfolg sicherten: Kleine Buster Jerks und 20 cm Gummiaale (Ihr erinnert Euch noch?) Es war quasi unmöglich, Hechte irgendwo in tieferem Wasser zu lokalisieren, geschweige zu fangen.

Ein lokaler Guide, der uns einmal begleitete, war selbst ratlos und betonte immer wieder, dass er selbst nicht wisse, wo denn die Hechte jetzt seien. Wir suchten jetzt nur noch superflache, mit Restkraut bestückte Buchten ab und wurden ab und zu fündig. Ich jerkte gegen Mittag wieder einmal meinen Superaal, als ein besonderer Schlag meine Rute beachtlich Richtung Wasser katapultierte: „Der ist aber 90+!“ rief ich spontan heraus und er sollte noch besser sein: 1,06 Meter und 10 kg+ „Den hätte ich nach dem Auftakt nicht mehr erwartet!“ und es sollte noch besser kommen.

An diesem Tag fanden wir sogar noch eine Ecke, in der wir uns richtig wie in Schweden fühlten. Biss auf Biss und ca. 15 Hechte landeten hintereinander im Boot. Der kleine Buster Jerk in Hechtdekor oder Barschdekor bot fast Fanggarantie.

„Echt sensationell!“, sagten Oli und Alfred gemeinschaftlich und beschlossen, diesen Köder fest in Ihr Schwedensortiment aufzunehmen. Dummerweise mussten wir zu dritt von meinem Bestand „abgreifen“ und durch nicht geschlossene Wirbel, einen Abriss und einen Fischverlust wurde die Auswahl täglich dünner. Als ich wieder auf meinen „Wunderaal“ umstellte, konnte ich einen prächtigen 98er Hecht mit 9 Kg verhaften. Eine gute Wahl, denn schon sehr kurze Zeit später folgte ein 1,06 m Fisch mit gut 10 kg. „Ob das der Gleiche ist?!“ er hatte ca. 500 m Luftlinie in einer Nachbarbucht des 1. Fangortes gebissen. Per Fotovergleich konnten wir aber einen Doppelfang doch ausschließen... Es war ein wunderschöner, sonniger Morgen, als wir in Richtung Osten in ein neues Revier aufbrachen. Wieder waren wir im „Niemandsland“ und testeten neue, flache Buchten ab. Ein „Medium-Hecht“ blieb lange Zeit die einzige Ausbeute. „Ich gehe jetzt auch einmal auf Dicke!“ erklärte Oli, als er auch einen silbernen Gummiaal montierte. Schon Minuten später ein mächtiger Hieb und Oli haute bestimmt 5 mal an. Ich empfand das als übertrieben, aber es sollte richtig sein, denn der Kampfpartner sollte sich als etwas ganz besonderes herausstellen. Ein Drill im superklaren Meereswasser ließ einen tollen Fisch aufblitzen – Ostseesilber! Eine mächtige Meerforelle konnte diesem Jerkbait auch nicht widerstehen. „Phantastisch – den kriegst Du nicht wieder!“ sagte Oli, der sich den Aal auch aus meiner Kiste „entwendet“ hatte... 81 cm und gute 10 Pfund waren die Prachtmaße dieses Superfisches. Oli war superglücklich, aber es blieb ein sehr schwieriger und schlechter Fangtag auf Hecht. Wir bekamen mit der Forelle 10 Fische zusammen – kein Ruhmesergebnis.

Der nächste Tag sollte dann wieder nach Westen gehen. Neben bekannt guten Stellen wollten wir auch neue Gebiete in Richtung Karlshamn erforschen. Nach einem sehr dürftigen Morgen – wir hatten nur wenige Kleinhechte verhaftet, hatten Oli und Alfred bereits mit großem Motivationsverlust zu kämpfen. Ich steuerte mit dem E-Motor an neuen Ufern entlang und plötlich klingelt es an meinem Gummiaal. Dicht vor dem Ufer hatte ein guter 80er zugeschnappt. Beide sprangen sofort auf und ein Fehlbiss sowie eine Fehlattacke zeigten uns sicher: „Hier ist ein Nest!“ Der Anker glitt sofort und vorsichtig über Bord und es folgte eine späte, aber tolle Fangorgie. An einem Ankerplatz verhafteten wir über 15, zum Teil schöne Hechte. Alfred, der sich sonst immer aus Altersgründen eine Schonpause gegönnt hatte, lief jetzt zu Hochform auf. Er schnackelte uns mit dem Buster-Jerk einen schönen Hecht nach dem anderen weg und freute sich tierisch: „So ist Schweden richtig! Dass wir das diese Woche noch erleben, hätte ich nicht mehr gedacht...“ Unser bisher erfolgreichster Tag mit knapp 20 Hechten ging zu Ende. Voll motiviert planten wir am nächsten Tag die gleiche Richtung mit „ähnlichen Buchten“ und Wassertiefen. Die alte Stelle brachte wieder einige Fische, aber doch deutlich verhaltenere Bisse. Ein toller 96er biss dort auch: „Den hatten wir gestern aber nicht!“ meinte ich noch. Ich konnte an diesem Tag meinen befürchteten Minusrekord von 38 Hechten einstellen. Es sollten insgesamt „nur“ 48 werden. Ich war wohl im letzten Jahr zu sehr verwöhnt worden und Petrus schickte den nötigen Dämpfer...

Eine neue Bucht brachte einen weiteren 90 + Fisch und weitere gute Hechte. Sie standen in 50 – 120 cm tiefem Wasser und bissen wie gewohnt auf Aal und Buster-Jerk. Erstaunlich war, dass auch die tief dunklen Farben ausgesprochen gut funktionierten, obwohl das Wetter sehr regnerisch war. Oli montierte den Barsch aus der Buster-Familie und war über etwas tieferes Wasser. Eigentlich war schon alles „abgeangelt“, aber ein kräftiger Anhieb von ihm verriet: „Einer war noch!“ Und was für einer! Es hatte der größte Hecht unserer Angeltour gebissen: 1,08 Meter und 22 Pfund – Super!

Insgesamt „sammelten“ wir in dieser Woche 80-90 Hechte ein. Bei weitem nicht das erwartete Fangergebnis, das wir uns erhofft hatten, aber eine tolle Tour in einem tollen, kleinen Team!