Zu Besuch bei "Monsters"... Drucken
Geschrieben von: Uli Beyer   
Ebro 10-2010Letzte Woche wollten wir noch einmal den dürftigen Sommer verlängern und haben eine Woche Spanien gebucht. 6 wilde Spinnfischer waren fest entschlossen, den spanischen Raubfischmonstern ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Klaus, Peter und 2x Uli trafen sich in Düsseldorf am Flughafen. Jochen und Nils konnten es nicht abwarten und hatten versehentlich einen Tag früher die Reise angetreten...



Schönes Wetter am EbroAls wir in Spanien ankamen, klingelte auch gleich das Telefon: "Ej - wir haben seit gestern noch nix gefangen! Wo sind die Fische?!?" war die entsetzte Nachfrage. Natürlich hatte ich keine Ahnung und konnte nichts sagen. Jochen und Nils hatten schon etliche HotSpots abgeklappert und waren noch "blank". Nicht gerade ermutigend, aber heiß waren wir auch. Schnell war die Ferienwohnung in Mequinenza bezogen und gleich ging´s auf´s Wasser. Aber auch für uns blieb der erste Trip eher ernüchternd. Die sonst zahlreichen Zander blieben völlig aus! Gegen Abend erbarmten sich dann immerhin noch 2 Welse auf unsere Gummifische. "Hm - da müssen wir wohl doch oben angreifen!" war mein Tipp, denn tatsächlich hatten sich im unteren Stausee in einigen Stunden keine Zander "erweichen" lassen. 

Uli-ZanderDer nächste Tag sollte mein einziger richtiger Zandertag werden. Es wehte scharfer Wind und schon bei der Ausfahrt waren wir nach 10 Minuten nass bis auf die Knochen - trotz ordentlichem Sonnenschein kam das Wasser "quer" ins Boot. Die Wellen spritzten mächtig und ich bedauerte es, meine schöne wasserdichte Hose nicht angezogen zu haben. Zum Glück war es richtig schön warm und wir hatten trotzdem unseren Spaß bei der Bootsfahrt. Ist schon Klasse, wenn man im Oktober durch so eine Tour den Sommer noch einmal zurück holen kann. Das ist auch mit der wichtigste Grund für unsere Herbsttouren nach Spanien! Was für die einen Mallorca, ist für uns halt Mequinenza... Cool

Die Zanderquote war deutlich niedriger als gewohnt, dafür bissen mehr Welse, was wir auf die noch recht hohen Wassertemperaturen von deutlich über 20 Grad zurückführten. Ein Sprung ins kühle Nass wäre sicherlich auch noch wunderbar gewesen - im OKTOBER!!!

Uli-WelsDa die Bissquote nicht den (großen!) Erwartungen entsprach, "musste" ich die Folgetage in Ruderboot und meine Mannschaft der Reihe nach über die Ebro-Zuflüsse Cinca und Segre guiden. Das Wasser war für mich außerordentlich klar und das könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass die Welse nicht, wie sonst gewohnt, am Ufer mit plötzlichen Explosions-Bissen zuschlugen. Vielmehr war tieferes Angeln, teils auch Jiggen in 1-3 Metern Wassertiefe angesagt. Trotz der schwierigeren Bedingungen bekamen wir aber regelmäßig unsere Welskontakte - im Schnitt waren es 3-7 Bisse am Tag und fast immer gab´s auch 3 Welse/Tag. Einige sehr schöne Zander gab es auch noch als Beifang. Sie waren übrigens auch mit die größten Zander der Tour! Nur blöd, dass sie an der Welsrute bissen... Zwinkernd











Ich möchte Euch hier nicht von jedem Wels einzeln erzählen - das wäre zu viel und zu langweilig. Einige Highlights möchte ich Euch aber näher bringen:

Jochens WelsmaulEs war gleich der erste Spinntag, als ich mit Nils und Jochen den Fluss hinunter trieb. Wir hatten schon 2 kleinere Welse gefangen, als wir in einen "heißen Bereich" kamen. "Hier ist jetzt der Jurassic Park vom Ebro!" erklärte ich den beiden und erzählte vom Weltrekord-Wels, der im letzten Jahr genau hier gefangen wurde. Die Sonne war schon untergegangen und unsere Tour war fast beendet. Jochen hatte noch keinen Biss gehabt, obwohl er den ganzen Tag fleißig "gekeult" hatte. Die Arme waren lahm und der erste Wels überhaupt stand aus! Keine 20 Meter von dem Fangplatz des Weltrekordes flog sein Köder ins Wasser, als er einen mächtigen Einschlag bekam! "Puh -  was ist das denn?" Jochen war erschrocken, als eine Welsoma seinen Köder gleich in der ersten Absinkphase inmitten der Flussströmung gepackt hatte. Jochen ist nicht klein und bestimmt nicht schwach, aber dieser Fisch verlangte ihm alles ab - mehr als jeder Fisch jeh zuvor. Der lange Jochen stand krumm im Boot und ächtzte. Ich grinste und hielt den Kahn immer schön mittig im Fluss und den Bug zum Fisch gerichtet. Trotzdem schoss der immer wieder dicht am Boot oder sogar unter uns vorbei. Das war Nervenkitzel pur und eine ganze Weile rätselten wir, wie groß das Biest denn nun sei! ENDLICH - nach ca. 15 Minuten hartem Fight zeigte sich das Biest dann erstmalig an der Oberfläche: "Ü-2 Meter" sagte ich Jochen, der nur laut stöhnte. Auf so einen Drill war er wohl doch nicht gefaßt! Wir ruderten langsam ans Ufer und ich strandete den Fisch vorsichtig im Flachwasser. Das war ein Auftakt nach Mass und Jochen freute sich über seinen ersten Fisch, der mit 2,05 Metern etwas größer als er selbst war! Abends berichteten wir dann vom tollen Fang und jetzt waren "der kleine Uli" (ein wilder Angler vom Biggesee) und Peter ganz heiß auf den nächsten Tag.
Jochens 2,05 m Wels








Es war ein Bilderbuch-Tag. Schon vor Sonnenaufgang hatten wir alles startklar und drifteten los. Peter montierte einen Gummifisch und ich bekam fast einen Lachanfall: Er hatte einen 15er Gummifisch mit einem 4/0er Jighaken montiert. "Damit kannst Du die Welse kitzeln, aber keinesfalls einen harten Drill bestehen!" "Die brauchen hier superstarke Kampfhaken!" Dem ungläubig guckenden Peter übergab ich einen Haken aus meiner Kiste. Er grinst nur über den "Enterhaken".
Die ersten Hotspots des ersten Tages blieben leider ohne Biss und wir waren aus dem Top-Bereich fast raus, als ich Peter erklärte: "Nicht nur das Ufer absuchen, auch in der Flussmitte hinter den Krautinseln mal probieren! Dort hinter der Krautkante habe ich schon öfter einen Guten weggeholt!" Peters Köder flog woanders hin - ich war das "Loch" an und es gab einen mächtigen Einschlag in meine Monsterspin! "Großfisch- das ist ein Knaller!" Wenn man schon sehr viele 2-Meterfische gefangen hat, weiß man soetwas sofort! Das Urvieh zog wie eine Dampfwalze durch das Krautfeld und wir langsam hinterher. Nach und nach rupfte ich das Kraut los und nach 5 Minuten hatten wir "Vollkontakt". Der Wels war brav, stand aber wie ein Panzer in der Strömung. Mal 20 Meter rauf, dann wieder stromab und Uli ruderte fleißig. Als erfahrener Biggeangler hatte er das wirklich sehr gut drauf! "Und ich habe den Haken wieder umgebogen!" war ich dann am zittern. Nach einem Hänger hatte ich den leicht aufgebogenen Jighaken wieder "gerichtet". Kurz danach stieg das Monster ein und beschwerte mir 20 bange Zitterminuten, bevor sich dann ein Prachtexemplar von Großwels an der Oberfläche zeigte. "Oah" und "Mann, das ist ein Fisch!" - "schon dabei zu sein, ist es wert!" waren Ulis und Peters Kommentare. Ich zog einen nicht enden wollenden Riesenwels ins Boot, das dann zu klein war...
Wir ruderten an die erste sonnige Stelle am Ufer und ich hüpfte mit Monsterwels ins sumpfige Nass! Ein perfekter Morgen mit einem meiner größten Fische überhaupt war das! Nach einigen Fotos  (Danke Peter, dass Du mit in den Sumpf gesprungen bist, um bessere Fotos zu machen!) durfte das Biest dann wieder schwimmen!
Uli SuperwelsUlis Superwels
Es war der letzte Drifttag für Nils und Jochen! Nils träumte auch von einem Fisch, der größer war als er selbst. Nach dem Großhecht im Juni (achtet mal auf den Titel vom BLINKER 11-2010) war er jetzt so richtig wild auf große Fische und sein Gemüt war noch immer nicht gekühlt. Wieder war die Sonne schon unter gegangen, wir waren durch den Jurassic Park ohne Fisch durch und die Tour neigte sich bereits dem Ende zu, als es doch noch einen Einschlag bei Nils gab. "Fiiiisch - FIIIISCH!" schrie er und begann wie ein HB-Männchen im Boot herumzuhüpfen. Auch Nils begann zu stöhnen und zu schnaufen. Jochen und ich konnten das Lachen nicht so ganz verkneifen. Nach 10 Minuten Fight (ich habe das Gefühl, viel länger hätte Nils das auch nicht ausgehalten! Lachend) ergab sich dann ein weiterer Superfisch: Mit 1,84 Metern war dieser Fisch genau einen Zentimeter größer als Nils und der überglücklich!
Nils Top-WelsNils stemmt seinen Größten...
Irgendwo hat unser Statistiker Klaus auch festgehalten, wie viele Welse und Zander es insgesamt waren, die Zahlen liegen mir aber leider noch nicht vor. Fazit der Tour: Zander befriedigend - eher unter den Erwartungen, dafür eine recht erfreuliche Welsquote auch beim Zander-Angeln. Ich konnte nach etlichen Jahren mal wieder einen richtigen Superwels erfolgreich ins Boot hieven und alle waren sich einig: "Hier fahren wir bestimmt NIEEE wieder hin..." ÜberraschtCool
Klaus mit 1,52 m WelsuliUli mit tollem NachtzanderWildes Wasser am Ebro...Tolles angeln am Ebro