Oft kommt es dick, und immer anders als man denkt Print
Written by Uli Beyer   
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Endlich war wieder Wochenende. Es sollte ein gut vorbereitetes Hechtangeln mit Boot werden. Geiles Angelwetter, alles passte: An manchen Tagen geht man einfach mit einem super-Gefühl zum Wasser. Der Himmel war etwas bewölkt, der Wind blies mäßig aus südwestlicher Richtung und die Temperaturen lagen im Idealbereich von 15 - 20 Grad C. Da die Hechte bereits vorher hervorragend gebissen hatten, erwartete ich einen dementsprechenden Supertag. Ich war richtig gespannt auf das, was an diesem Wochenende noch passieren würde... Thomas, ein guter Angelkollege hatte leider sehr wenig Zeit und wollte nur kurz zum Fischen gehen. Deshalb fuhr ich mit dem eigenen Wagen. Das Boot hatte ich schon freitags gepackt, so dass es Samstag nach Feierabend gleich losgehen konnte. Ein dickes Lunchpaket hatte Angie mir mit viel Liebe eingepackt. Das schmeckt natürlich doppelt gut! Schlafsack und Kühlbox sollten mich für die bevorstehenden Aktivitäten fit halten, denn eineinhalb Angeltage mit Boot ohne Motor sind verdammt anstrengend. Gegen 15 Uhr war ich dann endlich auf dem Wasser. Schleppangeln mit Wobblern in verschiedenen Wassertiefen bringt hier wunderschöne Hechte. Statistisch alle 1,5 Stunden einen Biss und alle 3 Stunden einen Fisch... Insgeheim habe ich mir für heute mehr ausgerechnet, weil die Bedingungen scheinbar optimal sind. 3 Stunden war ich auf dem Wasser und hatte immer noch keinen Biss. Regelmäßig kontrollierte ich meine Wobbler auf Kraut und guten Lauf. Trotzdem nichts! Das Echolot zeigte mir auch, dass Fische da waren. Rums! Meine linke Rute knirschte im Halter. Nach 5 Stunden kam endlich der erste langersehnte Biss. Kräftige Schläge in der Angelrute signalisierten mir einen guten Fisch, doch plötzlich war der Zauber wieder vorbei - die Rute wurde schlaff und ich blieb weiter Schneider. So blieb´s an diesem Samstag! Nichts, null, zero! Ich weiß bis heute nicht warum... Umso schwieriger fiel es mir, am nächsten morgen in der Dämmerung wieder aufzustehen. Die Nacht war kurz und es war schon wieder fast hell - "Angler sind bescheuert!" Nach einem kräftigen Griff in Angies Lunchpaket stieg ich dann wieder mit neuem Optimismus ins Boot. Heute muss es aber klappen...

Bis 10 Uhr biss schon wieder nichts. Aber dann, endlich wurde die linke Schlepprute stetig auf die Wasseroberfläche gezogen. Blitzschnell hatte ich die Rute in der Hand und schlug an. Die ganze Anspannung des "Nicht-Fang-Frusts" entlud sich in diesem Anhieb, aber die Gegenwehr ließ zu wünschen übrig. Kein Hecht, sondern ein knapp 6-pfündiger Zander hatte meinen Fingerling inhaliert. Suspender sind in schwierigen Situationen genau das Richtige. Die Dinger bringen auch in Notsituationen noch Fisch - Gott sei Dank nicht wieder ein Schneider... Für kurze Zeit spürte ich nicht mehr, dass es der 2. anstrengende Rudertag war... Nachmittags änderte sich das wieder. Auf einem kleinen Plateau entdeckte ich einen Trupp größerer Fische auf meinem X 85. Endlich! Ich konzentrierte mich voll auf diesen Bereich. Nils Master, Fingerling, Bill Lewis und auch die Super-Castaics wollten die Dickfische dort unten nicht haben. Was war denn hier los??? Absolute Flaute trotz Fisch... Ich war ratlos und griff zu "Plan B". In mäßiger Wurfentfernung ankerte ich vorsichtig und kramte meine Gummifische heraus. Ein Gummibarsch sollte Gewissheit geben und landete knapp hinter der markierten Fischstelle. Nachdem der Köder abgesunken war, straffte ich die Angelschnur und zog langsam aber stetig meinen Gummifisch ins Freiwasser, so ungefähr 1- 2 Meter über Grund. In der relativ langen Absinkphase gabs dann einen heftigen Rums in die Rute. Die Bremse kreischte so heftig auf, wie ich es nur von Superfischen kannte. Also doch! Mein gutes Gefühl hatte sich nicht getäuscht - oder? 20, 30 Meter Schnur wurden in der ersten Flucht von der Rolle gerissen. Super! Eben noch gefrustet, Muskelkater und Pessimismus pur, jetzt ´nen Superdrill. Das ist Angeln total! Die "Granate" flüchtete in ein nahe gelegnes Krautfeld. "Bitte nicht", dachte ich noch und sah den Wasserschwall schon mitten im Kraut. Ich hielt den Fisch äußerst stramm in der Hoffnung, er würde das Gemüse selbst mit Stahl und geflochtener Schnur absäbeln. Meine einzige Chance. Ein dickes Krautpaket bewegte sich kurze Zeit später von der Krautbank weg - "Er ist wieder ´raus - Glück gehabt" Inzwischen waren schon 10 Minuten vergangen. Inzwischen wurde der Fisch langsam. Widerwillig näherte er sich in großen Kreisbahnen dem Boot. "Wenigstens ´mal sehen" wollte ich ihn schon und drillte jetzt etwas vorsichtiger. Der Fisch blieb aber auch nah am Boot in der Tiefe. Mir blieb die Spucke weg, als ich den Fisch dann sah. Ich kescherte ihn schließlich erfolgreich und mächtig überrascht - wirklich anders, als ich dachte...

Ein dickes Petri aus Dortmund Uli