Home > Monster-predators > Pike > Raubfischfang im Winter - Page 2
Raubfischfang im Winter - Page 2 Print E-mail
Written by Uli Beyer   
Unterschiedliche Stellen in verschiedenen Gewässern

 

 

Wer die Winterplätze der Räuber findet, kann Sternstunden erleben!Doppelschläge sind im Winter keine Seltenheit!„Die Winterstelle“ mit dem sicheren Erfolg kann ich Euch aber leider nicht beschreiben, denn diese Stellen variieren von Gewässer zu Gewässer. Deshalb versuche ich, Euch beispielhaft typische Winterplätze in verschiedenen Gewässertypen zu beschreiben. Winterplätze zu finden, ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe für den Raubfischangler. Je nach Gewässer können Ruhe- und Fressplätze auch wie im Sommer getrennt von einander liegen. Allerdings sind die Wege vom Ruhe- zum Fressplatz deutlich kleiner als im Sommer und wer größere Ansammlungen von Fischen in einem Gewässer findet, wird auch nah am Erfolgsplatz sein. Sicher ist es nicht immer ganz einfach, Fische zu „sehen“. Bootsangler sind mit Echolot optimal gerüstet. Wer auf ein Echolot am Winterplatz sieht, hat meistens einen schwarzen Bildschirm. Es scheint, als habe man mehr Fisch als Wasser unter sich. Häufig sind es die Brassen- und Weißfischschwärme, die dicht gedrängt am Bodengrund stehen. In diesen dichten Schwärmen gilt es, die Räuber zu lokalisieren, die häufig punktuell an markanten Strukturen, ebenfalls dicht am Bodengrund stehen. Markante Strukturen sind kleine Kanten und Erhebungen, z.B. alte Straßen, Flussläufe oder Gebäude in Stauseen. In anderen Gewässern können das aber auch die Sockel von Uferkanten oder Steinschüttungen sein. Speziell in holländischen Gewässern mit „Stadtanbindung“ z.B. ziehen die meisten Fische in der Winterzeit in städtische Polder und Kanäle, da diese durch Einleitungen aus der Stadt und insgesamt höhere Stadttemperaturen wärmer als die freien Wasserflächen sind. Häfen sind im Winter fast überall eine sehr aussichtsreiche Angelstelle mit Konzentrationen an Raubfischen, wie wir sie sonst das ganze Jahr nicht mehr finden können! Nicht immer stehen die Räuber und die Futterfische bunt „gemischt“ – häufig findet man die Räuber auch etwas abseits der Futterfische, in die die Räuber dann nur zum Fressen von Zeit zu Zeit vorstoßen. Deshalb ist es auch fast immer besser, zwar nah, aber nicht mittendrin der großen Fischschwärme seinen Raubfischköder zu präsentieren.

 

Indikatoren ohne Echolot

 

Nicht jedermanns Sache: Winterangelei kann aber sehr erfolgreich sein...Häufig lassen sich die Winterplätze der Räuber auch mit bloßer Überlegung bzw. Beobachtung finden. In der kalten Jahreszeit suchen Fische wegen ihres reduzierten Stoffwechsels möglichst wärmere und besonders ruhige Plätze auf. Es sind nicht die Sommerklassiker wie Strömungskanten, Kehrwasser hinter Wehren usw., die den besonderen Fangplatz ausmachen. Vielmehr sollten wir in deutschen Gewässern Stillwasser mit größerer Wassertiefe finden. In Flüssen sind es die ruhigsten und damit meist auch tieferen Abschnitte des Gewässersystems. Speziell Häfen, Staubereiche vor Wehren und im Idealfall angrenzende, sehr tiefe Baggerseen beherbergen jetzt den Großteil der Räuber. Wenn wir hier die tiefen Bereiche finden und absuchen können, werden wir die Raubfische bestimmt auch früher oder später finden. Allerdings muss man beachten, dass Hechte deutlich flacher als z.B. Zander zu finden sind. Orientiert Euch deshalb nicht an Vertikalanglern, die erfolgreich kleine Zander in 15-20 m Wassertiefe fangen. Großhechte und sehr häufig auch die kapitalen Zander mögen es heller und sind oft nahe, allerdings an den Scharkanten zu den interessanten Tiefenbereichen zu finden. Es kostet allerdings viele Angler Nerven, standhaft auf dicke Hechte im flacheren Wasser zu angeln, wenn andere einen (kleinen) Raubfisch nach dem anderen aus dem Wasser ziehen. Bei uns im Möhnesee suche ich z.B. zunächst die fischreichen Gewässerabschnitte mit dem Echolot und präsentiere dann meine Kunstköder dort und vor allem dann, wenn ich die Futterfische besonders flach finde. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich besonders Hechte in verschiedenen Gewässern sehr unterschiedlich verhalten. Wandern die Hechte bei uns im Möhnesee spätestens im Dezember in tieferes Wasser ab, so geschieht in vielen holländischen Gewässern genau das Gegenteil: Sie ziehen aus den tieferen Sommerdomizilen in flache Stadtpolder und Hafenanlagen, denen man sonst eher keinen ordentlichen Hecht zutraut! Der Grund für diese Flachwasserwanderungen ist einfach: In den Städten wird warmes Wasser  in die Kanäle und Polder eingeleitet und es ist deutlich behaglicher für alle Fische als auf den kühleren, großen Wasserflächen. Hier sind wir als Angler mit Köpfchen gefragt und müssen jedes Gewässer einzeln verstehen lernen.

Kapitaler Hecht mitten in der Stadt! Im Winter jederzeit denkbar...

Seen ohne Boot zu beangeln, ist schon deutlich schwieriger. Hier orientiere ich mich sehr gern wie im Sommer an jagenden Wasservögeln. Wie die Raubfische suchen sie gern die Kleinfischschwärme und zeigen uns den gedeckten Räubertisch ebenfalls an. Dort, wo die Wassertiefen sehr groß sind, kommen Wasservögel meist nicht mehr in die fischreichen Bereiche. Dort ist es dann sinnvoll, mit Temperaturmessungen, Auslotungen oder im Idealfall anhand vorhandener Gewässerkarten die tiefsten Gewässerbereiche zu finden. Wir sollten uns auf abfallende Kanten und Landzungen mit Angrenzung zum Tiefenwasser konzentrieren. Die Räuber sind zwar nicht ganztägig dort, aber sie kommen, wenn sie Hunger haben. Meiner Erfahrung nach sind die sonnigen Nachmittagsstunden und manchmal auch die Abendstunden besonders gute Fangzeiten. In flacheren Gewässern sind die tiefsten Bereiche fast immer auch fischreiche Gebiete. Sehr selten sind das keine Hot-Spots, die auch Räuber beherbergen. Das Beangeln solcher Winterspots ist nicht einfach, da man auf große Tiefen guten Kontakt zum Köder halten muss. Schwere Jigs wie Gummifische mit schwerem Bleikopf, Pilker und Zocker haben hier die besten Erfolgsaussichten.

Neben Hecht + Zander sind auch kapitale Barsche im Winter sehr gut zu fangen!

Als Uferangler habe ich beim konzentrierten Spinnfischen häufig „Fischkontakt“ in bevorzugten Aufenthaltsbereichen. Plötzliches Zupfen und Rucken in der Rutenspitze signalisiert mir beim Spinnfischen in solchen Bereichen immer wieder dicht stehende Fische. Ein sicheres Signal für Euch, dass Ihr in einem „heißen Bereich“ fischt! Wenn Ihr besonders systematisch interessante Plätze aufspüren möchtet, so empfehle ich Euch die Suche mit dem Thermometer. Leichte Temperaturunterschiede können hier schon den Ausschlag geben und eine einmal gute Stelle wird oft den ganzen Winter hindurch erfolgreich bleiben.


Anders als anderswo: Die Bodden!

Stark aus diesem Bild fallen die berühmten und sehr fischreichen Boddengewässer rund um Rügen. Zwar kann man auch hier im Winter häufig in Häfen und Tiefenwasser gute Fangerfolge erzielen, aber allen anderen Suchfaktoren übergeordnet scheint der Wasseraustausch zwischen der See und dem Brackwasser zu sein. Die Raubfische reagieren im Winter sehr sensibel auf Änderungen im Salzgehalt und wandern deshalb auch im Winter häufig über viele Kilometer, wenn sich die Bedingungen im Wasser ändern. Bei drehenden Winden und damit veränderten Strömungen können Fangplätze, die heute noch fantastisch waren, morgen völlig fischleer sein. Neben günstigen Temperaturen und vielen Futterfischen sollten wir als „Strategen“ auf der Hechtsuche immer überlegen, wo zur Zeit möglichst wenig Salz und gleichzeitig hohe Temperaturen vorherrschen! Wegen der dauernden Strömungsänderungen sind die Räuber häufig auf Wanderschaft. Sehr hilfreich kann in solchen Situationen auch die Beanglung von Fahrrinnen und Kreuzungspunkten solcher Wanderwege sein. Fahrwasserkreuze, Freiwasserflächen mit mehreren mündenden Fahrwassern und auch tiefer liegende Löcher sind meine 1. Wahl für winterliche Boddenangelei.

Slottershad S ist ein exzellenter Winterköder!Noch einmal hat Slottershad S zugeschlagen!

 

In den Bodden habe ich einen großen Prozentsatz meiner Winterfänge auf Gummifische und Twister in 15-25 cm Länge getätigt. Da die Bewegungen der Futterfische auch weniger kraftvoll als im Sommer sind, empfehle ich für die Köderwahl besonders weiche Shads, wie z.B. den Slottershad S, mit dem wir häufig außerordentlich gute Winterfänge tätigen konnten.

Auch in holländischen Gewässern kann die Winterangelei sehr erfolgreich sein!Der Winter hält vielerorts gewichtige Überraschungen bereit!

Ich hoffe, Ihr habt Euer Angelgerät nicht im Keller eingemottet, denn der Winter birgt viele kapitale Überraschungen! Viel Erfolg bei einer frostigen Räubersuche...