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Der Möhnesee, ein Anglerparadies! Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

Der Möhnesee im Sauerland / Copyright Ruhrverband!







Der Möhnesee aus der Luft betrachtet

Foto Ruhrverband

Der Möhnesee ist mir seit vielen Jahren ans Herz gewachsen und gehört nach wie vor zu meinen liebsten Angelgewässern. Meinen ersten Möhneseebesuch absolvierte ich schon als Kind mit der Angelrute, als ich noch den Rotaugen nachstellte. Es wird so in den frühen 70er Jahren gewesen sein. Damals war es mir noch egal, was biss und ich saß mit einer ganzen Horde von Weißfischanglern im Einlaufbereich an der Kanzelbrücke und hoffte sehnlichst auf eines der schönen Rotaugen, die dort bissen. Seitdem ist an diesem Top-Gewässer viel passiert und heute gehört diese Talsperre sicher zu den besten Raubfischgewässern Deutschlands! Sowohl das Gewässer, als auch meine Erwartungen an die Fänge haben sich deshalb auch erheblich verändert!



Die Netzfischerei am Möhnesee hat sich gewandelt!



Früher wurde am Möhnesee gewerblich mit Netzen gefischt. Heute dient die Befischung nur noch der Bestandsregulierung, Bestandskontrolle und der Reproduktion von Fischarten, die anglerisch und ökologisch bedeutsam sind (Hechte, Seeforellen usw. ...)
Foto Ruhrverband


Auch Seeforellen werden dank der tollen Bewirtschaftung öfter gefangen!Früher, bis ca. Ende der 80er Jahre wurde dort gewerblich gefischt und dementsprechend wurde auch die Bewirtschaftung ausgerichtet. Große und auch viele kleine Fische landeten vornehmlich mit dem Netz gefangen auf dem Fischmarkt! Es war schwierig, vielleicht sogar unmöglich, wirklich kapitale Fische am Möhnesee zu fangen! Das hat sich gravierend geändert, seitdem dort ein neuer Fischmeister mit anderer Aufgabe arbeitet. Seit den 90er Jahren ist Markus Kühlmann mit seinem Team dort "Herr der Hechte". Längere Zeit wunderte ich mich nur über die zunehmenden Fisch- (insbesondere Hecht-)Fänge. Erst der Auftrag der BLINKERREDAKTION, über ein gutes Hechtgewässer im Ruhrgebiet zu berichten, brachte mich dem Möhnesee Mitte der 90er Jahre sehr viel näher. Verschiedene, hochinformative Gespräche mit dem auch heute noch tätigen Fischmeister Markus Kühlmann machten mich äußerst neugierig und die Zunahme kapitaler Hechtfänge am See verschafften mir damals schnell die Sicherheit: „An diesem Gewässer ist etwas zu machen.“

Laichhechtfang für die Reproduktion am Möhnesee!



Seit Anfang der 90er Jahre wird der Hechtbestand am Möhnesee systematisch gepflegt und aufgebaut! Durch jährlichen Laichfischfang und Reproduktion von Hechtbrut wird der Raubfischbestand auf einem sehr hohen Niveau gehalten, was der Wasserqualität und natürlich der Angelei sehr zu Gute kommt!
Foto Ruhrverband

Es war dann im August 1997, als bei mir das Telefon klingelte und es wirklich ernst wurde: „Hallo Onkel Uli, hier ist Dein Neffe Michael aus Ahrensburg“ (Um ganz ehrlich zu sein, kannte ich ihn bis dahin nur von Fotos). „Ich lese immer deine BLINKERBERICHTE und möchte sehr gern einmal mit Dir Hechte angeln gehen!“ Spontan sagte ich ja, gehörte Michaels Familie doch immer zu denen, die ich als Junge sehr gern besuchte, weil es dort auch immer zum Angeln ging. Doch nach meiner Zusage schoß es mir durch den Kopf: „Den Jungen kannst du doch nicht mit zum Rhein nehmen, wer weiß, wie er mit der Strömung klarkommt.“ Ich wußte überhaupt nichts über seine Angelfähigkeiten. Natürlich mußte etwas „Sicheres“ her. Die Wahl fiel auf den Möhnesee. Er war bekannt für viele Hechte. Die Größe war eher nebensächlich, denn Michaels größter Hecht maß stolze 65 Zentimeter, seine Ansprüche waren also nicht sehr groß.

Als Angeltermin wurde der goldene Oktober verabredet, ein ganzes Wochenende wollten wir Hechte jagen. Ich versuchte selbstverständlich, mich etwas vorzubereiten . Vorher testete ich einige Male kurz, welche Wobbler gut fingen. Regelmäßig fing ich schnell einige schöne Hechte bis 90 cm. Auf Michaels Besuch war ich also gut vorbereitet.

Manchmal kinderleicht - der Hechtfang am Möhnesee!
Freitags abends reiste er mit Großvater an. Man merkte, daß Michael sehr gespannt und neugierig auf die Angeltour war. Ich war etwas nervös: „Hoffentlich spielen die Fische mit.“ Alles deutete aber auf beste Bedingungen hin. Traumwetter wurde angesagt, ein leichter Südwestwind kräuselte die Oberfläche. Pünktlich zum Sonnenaufgang waren wir auf dem Wasser. In den letzten Tagen hatte ich bereits herausgefunden, daß tieftauchende Wobbler als Maränenimmitate besonders fängig waren. Dementsprechend schleppten wir damals mit MANNS 25 + und STORM Big Mac in Fluo- und Maränenfarben. Die Hechte machten es spannend und bissen erst mal nicht... Mein Optimismus der Vortage nahm nach 2 Stunden etwas ab, auch Michael fing langsam an, auf der unbequemen Bank hin und her zu rutschen.

Endlich, die Sonne stand schon ziemlich hoch, kam der erste Biß. Nach kurzem Drill landete ich einen 65 cm Hecht. „So groß wie mein Größter“ stellte Michael fest. „Da kommen noch bessere....“ erwiderte ich selbstsicher. Tatsächlich, knappe zehn Minuten später landete ich einen strammen 9 – Pfünder, der sich neben einem Maränenschwarm im Freiwasser aufhielt (das Echolot ist nämlich der wichtigste Helfer für das Auffinden der Maränen und damit der Hechte).

„Sooo“, sagte ich „du hast jetzt gesehen, wie das geht, den nächsten Hecht holst du ´raus!“ Michael war gespannt wie ein Flitzebogen, der dicke Hecht hat ihn sehr optimistisch gemacht.

Michael und unser 1,22er Riesenhecht!
Ehrlich gesagt, was dann passierte, hat mich selbst überrascht! Wir kreisten langsam um die Maränen herum und teilweise durch die Schwärme hindurch, als plötzich die Angelrute brutal nach unten gerissen wurde. Michael war tierisch erschrocken, die Bremse kreischte kräftig. „Ich bekomme die Rute nicht raus“, stöhnte Michael. Tatsächlich zog ein dicker Hecht so kräftig, daß es schwer war, die Rute aus dem Halter zu lösen. Irgendwann hatte er die Rute in der Hand und staunte: „Wieso zieht der denn so?“ worauf ich erklärte: „Das ist ein guter, der könnte über einen Meter sein!“ Nach 15 Minuten Drill war ich selbst gespannt auf unser Gegenüber, denn noch immer kämpfte „es“ in der Tiefe und machte keine Anstalten, müde zu werden. Nach 25 Minuten war´s dann geschafft: Per Handlandung konnte ich einen 1,22 Meter langen und 22 Pfund schweren Superhecht ins Boot hieven. Michael war platt und happy zugleich. „Das gibt´s doch gar nicht, der ist ja größer als alle Hechte, die wir bei uns in den letzten Jahren gefangen haben!“ Auch für mich war es der größte bis dahin gefangene Möhneseehecht. Jetzt war ich sicher, dieses Gewässer hat´s in sich, hier kommst du öfter hin – dank Michaels Besuch. Insgesamt fingen wir an diesem Wochenende 18 Hechte, von denen 2 über einen Meter und zwei weitere über 90 cm waren. Sensationell für ein stark beangeltes, deutsches Binnengewässer, wie ich finde. Peinlich, daß ich sonst immer 1 – 2 Stunden zu scheinbar tollen Gewässern fahre und vor der Haustür Traumfänge möglich sind.

Geschleppter Großhecht am Möhnesee!
Durch intensives Schleppangeln kristallisierten sich einige gute Fangplätze heraus. Die Delecker Brücke, das Nordufer von der Schnappsbucht bis zur Brücke, der gesamte Bereich vom Mäuseturm bis zum Schiffsanleger vor der Staumauer und natürlich die Bojenkette zum Hevearm waren unsere sicheren Fangbereiche. (Daran hat sich bis heute nichts geändert!)

Toller Hecht beim Uli Beyer-Guiding am Möhnesee!
Auch mit dem Gummifisch war ich dann sehr erfolgreich, wobei hierfür ein genaues analysieren des Echolotbildes nötig war. Zunächst mußte ich feststellen, in welcher Tiefe die Maränenschwärme bevorzugt umherschwammen. Das waren im September/Oktober Tiefen von 8 – 12 Metern. Von Freiwasserangelei mit Gummi halte ich gar nichts, deshalb suchte ich mir dann mit Hilfe des Echolots markante Plätze mit entsprechender Wassertiefe: Im Bereich Mäuseturm und „Pornobeach“ (dort liegen im Sommer die Nachktbader) wurde ich fündig. Auch die Hechte standen hier in Grundnähe. Mit perlmuttweißen Gummifischen und relativ schweren Bleiköpfen (14 –18 Gramm) sowie einem Einhängedrilling fischte ich diese Plateaus systematisch ab. Sternstunde war dann an einem Tag Ende Oktober, an dem ich innerhalb weniger Stunden 15 gute Hechte fangen konnte: 5 Stück über 90 cm, einer über 1 Meter – in einem Gewässer im Ruhrgebiet mit großem Angeldruck, fast vor meiner Haustüre. Die Euphorie kannte keine Grenzen, ich wurde in den folgenden Wochen aber wieder jäh auf den Teppich zurückgeholt. Mit fallenden Temperaturen im November verschwanden auch die Hechte. Sie standen jetzt auf 15 bis 25 Metern Tiefe und waren nur noch mit schweren Kunstködern wie Bleizockern, Pilkern oder altmodisch mit Köderfisch fangbar. Tagesfänge von ein bis zwei Hechten waren jetzt normal. Auch die Größe der Fische ging wieder zurück auf „Luftpumpenformat“. Einige gute Fische überlistete ich dann noch mit Paravan/Tiefenschleppblei und dünnem Lachslöffel. Diese Montage ließ sich langsamst auf 20 Metern Wassertiefe anbieten, aber es war harte Arbeit, denn damals durften wir noch keine E-Motoren wie heute benutzen! Hechte mußten mit Muskelkraft "erschleppt" werden....

Im folgenden Jahr 1998 ging´s dann früh auf das Wasser. Ich hatte jetzt wiederholt live erlebt, dass es Riesenhechte am Möhnesee gibt und schon im Mai konnte ich meinen ersten 30-pfündigen Hecht am Möhnesee landen. Das prägt...
Ein riesiger Maihecht hat den Wobbler gepackt!Ein aufregender Drill mit Riesenhecht...
Nervenkitzel pur mit Monsterhecht am MöhneseeEin Hechtmonster zeigt weiss...
Gleich ist der Möhnesee-Hecht besiegt...Uli mit erstem Möhne-30iger in der Hand!