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Heiße Strände und die etwas anderen Monster - Urlaub mit Salmo Slider, Fatso, Worrier & Co... Drucken E-Mail
Geschrieben von: Bertus Rozemeijer   

In vielen Jahren meiner Angler-Karriere hatte ich das große Glück, die verschiedensten Länder bereisen zu können. Ich angelte in Irland und das Fischen dort war immer fantastisch. Es gibt wohl keinen Ort in der Welt, wo Hechte härter kämpfen als in Irland. Außerdem werden sie wirklich groß dort! Ich befischte die Ostsee, wobei Västervik sich als gutes Revier für Hecht und Meerforelle herauskristallisierte. Was Hechte angeht, so suche ich noch einen Ort, an dem ich mein Bestergebnis von 254 Hechten in 5 Tagen schlagen kann. Dabei gab es auch einige wirklich Kapitale dort. Kanada besuchte ich, um Muskies zu beangeln. Es ist ein Erlebnis, dass man nie vergisst, wenn man in der atemberaubenden Wildnis auf einem kanadischen See dem beeindruckenden Muskie nachstellt. Aber die spannendsten Angelabenteuer haben nichts mit Hechten zu tun! Es waren Monsterräuber im tropischen Salzwasser!

 

 

Ahhh, denken Sie jetzt: “Hat er jede Menge Geld für´s Angeln ausgegeben!“ Glauben Sie mir, ich habe es nicht getan! Ok, ich habe einen Freund, der im berühmten Cabo San Lucas in Mexico lebt. Stephen heißt er. Stephen lernte ich schon als Jungangler kennen, als er Mitglied eines Fliegen-Bindekreises wurde, den ich damals leitete. Stephen war komplett vom Angelvirus infiziert und er lebte gar nicht so weit weg von mir. Jede freie Minute hing er an der Telefonstrippe oder nahm das Fahrrad, um persönlich mit mir über neue Angelabenteuer zu sprechen. Die Zeit verging. Als Stephen älter wurde, begann ich mit ihm die Vertikal-Angelei, so wie sie heute überall sehr erfolgreich praktiziert wird. Mit 18 Jahren machte Stephen seine erste Reise nach Mexiko um von einem Charterboot auf Marlin und andere Big Game Fische zu angeln. Ein Jahr später ging er für einen dreimonatigen Aufenthalt zurück um als Matrose auf einem solchen Schiff zu arbeiten. Er arbeitete später weiter dort und lernte bald seine heutige Frau kennen und lieben, baute ein Haus und lebte plötzlich ziemlich weit weg vom Land der Windmühlen, wo er eigentlich herkommt. Natürlich lud er mich immer wieder nach Mexiko ein. Aus vielerlei Gründen kam es aber nie zu einem Besuch bei ihm in Mexiko, bis vor 2 Jahren... Stephen sprach immer über seine Strandfischerei. Er ging Brandungsangeln und startete dort als professioneller Guide, mit dem er vor allem Amerikaner am Strand betreute.

Zur gleichen Zeit startete er mit dem Verkauf von Geräten und Zubehör für Angler und hatte schnell auch ein schönes Boot im Hafen liegen. Endlich in Mexiko, wollte natürlich auch ich dort sofort mit seinem Boot ausfahren. Ja, natürlich spekulierte auch ich auf einige tolle Fische vom Angelboot. Schnell erfuhr ich aber, dass es viel mehr gibt, als sich mit dem Boot zum Fisch bringen zu lassen. Als ich die ganzen Angler dort sah, die sich gefesselt in einem Kampfstuhl umherfahren ließen und auf einen beißenden Fisch warteten. Wenn dann ein Fisch biss, waren es die Bootshelfer, die den Fisch anschlugen und die Angelrute dem Gast überreichten. Der arme, gefesselte Angler durfte dann den Fisch herankurbeln. Näher betrachtet konnte man den Skipper sehen, der das Boot geschickt so lenkte, dass der Fisch wenig Chancen zur Flucht hatte und letztendlich gelandet wurde. Oft spielt deshalb nicht der kurbelnde Angler, sondern die Schiffsbesatzung und der Kapitän die tragende (Fang-)Rolle. Um ehrlich zu sein – so wollte ich dann doch nicht angeln. Wenn man vom Ufer angelt, wirft man selbst aus, sucht sich selbst einen Köder aus und versucht im Idealfall auch jagende Fische zu entdecken und anzuwerfen. Hier ist das komplette Angelerlebnis DEIN Erlebnis. Erfolge und Misserfolge gehen zu 100 % auf Dein eigenes Konto! Standangeln sollte unser großes Ding werden...

Ich weiß, wer an Strände in den Tropen denkt, der hat zunächst Palmen, Bars am Strand, Cocktails, Liegestühle, Oben-ohne Mädels mit winzigen Tangas und andere erlebenswerte Dinge im Kopf. Sorry, aber genau das werden Sie an den meisten Stränden in Cabo nicht finden. Vielleicht in der Nähe von der Stadt, aber sicher nicht dort, wo wir angelten. Die von uns beangelten Strände waren riesig, Kilometer lang, die von riesigen Felsformationen und Steinhaufen unterbrochen wurden. Große Monsterwellen prallten dort immer wieder beeindruckend hinein. Die Wellenbildung kann im Pazifik mächtig sein, aber in diesem Falle fischten wir einfach an der Baja California – der gegenüber liegenden Seite unserer Location. Bei mäßigem Wind blieben wir aber sehr gern auf der Pazifikseite, wo wir die meisten Köderfischansammlungen sahen. Natürlich waren dann auch die Raubfische nicht weit. Die Strände dort waren meist auch nicht so weit von der Stadt entfernt. An der Baja-side, nahe der Stadt gibt´s auch jede Menge Resorts, die von Reichen und berühmten Persönlichkeiten belagert wurden. Oh ja- die gab´s da auch! Wenn man die großen Villen sieht, könnten Sie denken, dass Cabo San Lucas nur für Reiche erbaut wurde, aber das ist sicherlich nicht so. Wir waren in einem wunderschönen, kleinen Hotel in der Stadtmitte für nur 40 $ pro Tag! Bedenken Sie nur, dass Sie auch mitten im Winter dort Temperaturen von deutlich über 20 Grad haben. Was soll man da im Hotel-Zimmer?! Im Swimming-pool mit einem Bier oder Mädchen in der Hand ist doch wunderbar… Das Leben kann phantastisch sein, aber wir waren in erster Linie zum Angeln dort!

Lassen Sie uns also über´s Angeln reden! Zunächst muss ich gestehen, dass das Raubfisch-Angeln dort sehr harte Arbeit ist. Ich betone: harte Arbeit und wirklich frühes Aufstehen obendrein! Stephen fängt morgens um 6 am Strand an und wir mussten schon um 4.30 Uhr aufstehen. Ohne Kaffee hüpften wir ins Auto! Wir hatten aber Glück, denn Stephen brachte jeden Morgen welchen mit. Unterwegs sammelten wir noch einige Amerikaner ein, die Stephen guidete. Warum so früh? Tja, kurz gesagt: Ab 11 Uhr wird man am Strand gebraten und kein Mensch hält das dann mehr aus! Stellen Sie sich vor, dass es in der Regel über 40 Grad warm wird! OK, ist vielleicht machbar, aber man vergisst schnell, dass wir auch noch mit einer Brandungsrute werfen und somit hart arbeiten mussten! Eine 4 Meter lange, schwere Angelrute mit großer Weitwurfrolle und einem ziemlich schweren Kunstköder brachten dann weniger Freude. Vielleicht sagen Sie immer noch, ist doch OK. Aber über 100 Meter weit werfen war wichtig. Noch weiter zu werfen war sogar noch besser, wie Stephen uns oft bewies… Als ich früher als Jungangler angelte, war er ein dürrer, schlaksiger Typ. Heute in Cabo ist er ein stattlicher, ziemlich kräftiger Kerl! Der schwere Großköder wird also zunächst mit aller Kraft heraus - gekeult und dann wie krank wieder eingekurbelt. Stellen Sie sich vor, einen Pilker, 100 Gramm schwer und kompakt, wie ein Ziegelstein absinkend, muss man wie einen Oberflächenköder präsentieren! Kein Witz! Manchmal muss man rückwärts rennen, um die Geschwindigkeit so zu halten, dass der Köder im Oberflächenwasser bleibt. Der Köder ist in weniger als einer halben Minute wieder zurück und wird neu ausgeworfen! Aber nicht einfach so, sondern zunächst wartet man auf die nächste Welle. Wenn diese sich zurückzieht, rennt man los und beschleunigt den Köder in die Weite. Jeder Meter Wurfweite zählte! Während der Köder noch flog, galt es schnell zurück zu laufen. Die nächste Welle rollte nämlich schon an… Der Köder schlug auf und Du startest wie ein Gestörter einzukurbeln. Nach 3 Stunden bist Du tot! So war es 11 Uhr vormittags Zeit für ein Frühstück und wir bereiteten uns dann auf die Abend-Session vor. Tun Sie das nicht ohne einen Besuch im Pool mit einem Bier oder Mädchen in der Hand. Diese „Vorbereitung“ ist auch eine gute Entschuldigung dafür, die Nachmittags-Session ausfallen zu lassen. Von 16 bis 20 Uhr gibt´s dann nämlich das gleiche Spiel wie am Morgen noch mal. Langweilig? Keinesfalls! Es hat etwas mit Top-Sport zu tun – für einige Tage…