Startseite > Monsterraubfische > Hecht > Heringsfresser - Seite 2
Heringsfresser - Seite 2 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Uli Beyer   

Seit dem Jahr 2000 zieht es mich immer wieder an die Boddengewässer, weil die Durchschnittsgröße der Speckhechte noch einmal 2 Nummern besser ist als in Schweden. Dies könnte eine angenehme Kehrseite der stärkeren Entnahme in unseren Gewässern sein, vielleicht sind es aber auch die besseren Futter- und Wachstumsbedingungen mit dem sehr brackigen Wasser der Odermündung. Wie für alle Räuber in der Ostsee bildet der fettreiche Hering eine wichtige Basis für die kapitalen Fangerfolge. Sind die Heringe da und wir finden sie, so haben wir so gut wie gewonnen.

Egal, wo ich den Ostseehechten nachstellte, immer wenn die Heringe da waren, war die Hechtangelei exzellent und auch die Kapitalen waren deutlich besser zu überlisten als in der restlichen Zeit des Jahres.

Auffinden von Heringshechten

Hechte gefunden! Dann geht´s Schlag auf Schlag...
Wie die Heringe bewegen sich ihre Räuber über riesige Wasserflächen. Trotzdem folgen die Hechte den Heringen aus biologischen Gründen nur bedingt. Die Temperaturen und der Salzgehalt sind wahrscheinlich die wichtigsten Faktoren, die die Hechte in bestimmten Phasen des Jahres zu anderer Nahrung zwingen. Enthemmte Festfressen bei Esox (und manchmal Sternstunden beim Angler) gibt´s besonders im Herbst, Winter und Frühjahr, wenn die Heringe sich in Küstennähe, den Schären in Schweden und den Bodden in Deutschland aufhalten. Die Kunst des Anglers liegt dann darin, große Aufkommen von Heringen und gleichzeitig bevorzugte Standorte von dicken Hechten zu erkennen. Dafür muß man sein Angelrevier sehr gut kennen und Zusammenhänge zwischen Strömungen und Wind einerseits und Salzgehalt, Temperatur und Licht andererseits herstellen. Immer wieder dachte ich, die Geheimcodes für „gute Stellen“ geknackt zu haben – das habe ich aber nie wirklich 100 %-ig geschafft. Deshalb möchte ich nur grobe Anhaltspunkte für die Lokalisierung der Hechte geben. Im Frühjahr bis ca 2 Wochen vor der Laichzeit halten sich die großen Hechte in Küstennähe eher in tieferen Gewässerbereichen auf. Scharkanten, Fahrrinnen und Vertiefungen mit Wassertiefen von 2 bis 8 Metern (nur an wenigen Plätzen findet man tieferes Wasser als 7 Meter Tiefe!)  sind meine bevorzugten Anlaufpunkte, die ich systematisch nach Heringen mit dem Echolot absuche. An ruhigen Tagen geht´s früh morgens auch noch einfacher – man sucht die Wasseroberfläche mit dem Fernglas ab – häufig sieht man die Heringe sogar an der Oberfläche springen...
Uli Beyers erster Dreißig-Pfünder aus den Bodden
In unseren Boddengewässern kommen ausgeprägte Strömungen als Fangfaktor hinzu. Wie im Fluß muß ich mich dann in die Strömungsverhältnisse der tiefen Rinnen hineindenken. Seekarten geben Aufschluß über absehbar gute Fangplätze. Große Flächen mit tieferem Wasser, Gabelungen von Fahrwassern, aber auch kleine Erhebungen oder Löcher am Bodengrund bieten den dicken Räubern die gewünschte Deckung vor der Strömung und es kommt vor, daß Hot Spots 3 und mehr sehr kapitale Hechte in wenigen Minuten hervorbringen und andere Bereiche über hunderte von Metern nicht einen Biß bringen. Intensives Suchen ist der Schlüssel zum Erfolg. Das kann in Schweden teilweise mit der Schleppangelei erfolgen. In manchen Teilen Schwedens und vor allem den deutschen Boddengewässern ist diese bequeme und häufig recht einfache Suche verboten. Driftfischen mit der Wurfangel hingegen ist auch in den Boddengewässern seit einigen Jahren erlaubt und sehr erfolgreich. Die Suche damit ist zwar etwas mühsamer, aber der Biss mit der Angelrute in der Hand ist doch auch etwas deutlich Schöneres.

Das Echolot ist eine große Suchhilfe!Um den Driftbereich etwas einzugrenzen, sollte man zunächst mit Fahren und Suchen nach Fischschwärmen sinnvoll. Mit dem Echolot ist das gut zu bewerkstelligen und scheinbar große Wasserflächen sind da schnell übersichtlich. Vor allem mit Hilfe einer Gewässerkarte sollte man Fahrrinnen, tiefere Mulden und steilere Kanten gezielt absuchen. Je nach Strömung und Salzgehalt können sich nämlich die Aufenthaltsorte der Heringshechte sehr schnell ändern. Markante Punkte, die Bisse bringen werden sofort mit einer Boje oder einem Waypoint im GPS-Gerät markiert. Das Ankern allein reicht nicht, weil Strömungen und der Wind das Boot häufig unbemerkt versetzen. In der Laichzeit (meist Schonzeit), manchmal auch im Herbst sind dann neben kleineren Fischen auch fette Hechte im knietiefen Wasser zu finden. Auch auf die Gefahr hin, als Spinner abgetan zu werden, empfehle ich dann auch einen Versuch im 30 bis 50 cm tiefen Wasser. Watangler ohne Boot sind häufig sehr erfolgreich und das Fangerlebnis ist noch einmal direkter und besonders aufregend, wenn der Fisch um uns Angler herum im Wasser tobt. Stehen die Fische dort, ist es weniger schwierig, die gierigen Fische zu fangen, als die richtige Bucht zu finden...
Ein schöner Sommerhecht aus den Bodden - es funktioniert auch gut!Heringshechte kann man auch im Sommer fangen!
Zur Sommerzeit sind Fänge von Heringshechten eher schwierig, obwohl auch dann immer wieder Fische über 10 Kg an tieferen Stellen überlistet werden. Ich spreche regelmäßig mit den Guides vom Team Bodden und erstaunlicherweise ist das Interesse an Angelguidings in diesem Monat weniger groß, obwohl teilweise exzellente Fänge möglich sind. Ich erinnere mich an eine Angeltour mit einem Kunden, als wir in dreieinhalb Angeltagen sage und schreibe 28 Meterhechte fangen konnten. Das war im Juni, weit und breit kein Angler zu sehen, weil es dann eher unüblich ist, in die Bodden zu fahren. Nebenbei bemerkt ist im Juni auch der Barsch- und Zanderfang exzellent! Viele Großhechte jagen dann aber auch gern weit in der Ostsee und ihrer Tiefe. Sie können auch im Sommer nicht von den fetten Heringen lassen, denen es in den Boddengewässern dann offensichtlich zu warm wird. Die Ostseehechte stehen dann aber selten konzentriert und verteilen sich auf riesigen Flächen. Wer die Hechte dort suchen möchte, darf auch mit der Schleppangelrute außerhalb der Küstenlinie probieren. Das vereinfacht die Suche und den Fangerfolg, ist aber nie meine Leidenschaft gewesen, weil ich lieber mit der Wurfrute erfolgreich bin.