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Ein echter Aprilscherz (die Angel-Ussat-Geschichte Teil 2) Print E-mail
Written by Uli Beyer   
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Ulis neuer Arbeitsplatz im Test 1989Uli macht erste Erfahrungen bei Angel-Ussat
Mit Abgabe der Diplomarbeit hatte Uli Beyer einen neuen "Floh im Ohr": Anstatt Diplom-Ingenieur zu werden, könnte man ja auch Handel mit Kleintieren und Angelgeräten betreiben! Was für eine wahnwitzige Idee von Otto Ussat und Uli konnte sich das zunächst überhaupt nicht vorstellen. Er fuhr mit dieser "beruflichen Perspektive" zu seiner Mutter und erzählte ihr grinsend von dieser "Idee". Natürlich war sie extrem schockiert und besorgt um die Zukunft ihres Sohnes. Die Mutter argumentierte mit aller Kraft dagegen: "Bist Du wahnsinnig!" "Wofür hast Du überhaupt studiert?"

Uli, der sich diese Übernahme zunächst auch nicht vorstellen konnte, argumentierte jetzt für eine solche Übernahme: "Ich könnte doch in Dortmund bleiben!" "Das Hobby zum Beruf machen ist doch der Traum aller und meiner ganz besonders..." Es ging hin und her und letztlich wollte man der Idee sachlich auf den Grund gehen.
Das sollte Uli Beyers neuer Arbeitsplatz werden!
Ein hinzu gezogener Betriebsprüfer bescheinigte dem Unternehmen Angel-Ussat "Substanz" und als nächste Schwierigkeit stand die "Finanzierungsfrage" im Raum. Uli war nämlich nicht finanzstark, wie das eigentlich für eine solche Geschäftsübernahme dringend notwendig gewesen wäre. Hier hatte Otto Ussat sich aber extrem entgegenkommend gezeigt: "Du zahlst die Hälfte mit Hilfe der Bank und die andere Hälfte so, wie Du kannst und das Geschäft es hergibt!" Ein extremer Vertrauensbeweis, der Uli auch eine Bankfinanzierung extrem erleichterte. Otto Ussat trug ein enormes Risiko, denn so sehr gut kannten Otto und Uli sich nicht!

Im Herbst 1989 gab Uli Beyer seine Zusage für die Übernahme des Dortmunder Fachgeschäftes Angel-Ussat. Die zu finanzierenden Beträge schienen enorm und Uli, als gerade fertiger Student stolperte in ein ungeplante, frühe Selbständigkeit mit etlichen schlaflosen Nächten! Uli war ja alles andere als wohlhabend und mit Eigenkapital gesegnet. Die Mutter wurde von Uli auch etwas beruhigt: "Wenn das nicht das Richtige sein sollte, kann ich ja immer noch als Maschinenbau-Ingenieur arbeiten!"

Uli Beyer bei Lutz Kunze, dem damaligen Chef der DAM, 1990
Als erste, vorbereitende Maßnahme meldete Uli sich für einen "Verkaufs- und Reparaturlehrgang" bei der DAM (Deutschen Angelgeräte Manufaktur) in Gunzenhausen an. Über 2 Tage wurden fleißig Finessa - Angelrollen u.a. geschraubt und repariert. Uli lernte dort Klaus Krätschmar, den Produktmanager der DAM und auch Lutz Kunze, einen der beiden damaligen Inhaber des damaligen Marktführers kennen.

Plötzlich gab es dort sehr großes Interesse an Uli als DAM-Mitarbeiter im Produktmanagement, aber die Würfel waren schon anders gefallen. Wer weiß, wie das ausgegangen wäre, wenn Uli nicht vorher schon bei Otto Ussat eine Zusage für die Übernahme gegeben hätte?

Uli arbeitete zwischenzeitlich als freier Mitarbeiter der Universität Dortmund als Unternehmensberater. Seine Diplomarbeit "Auswahl und Einsatz flexibler Arbeitszeiten" war zu dieser Zeit brandaktuell, Ulis Wissen in dieser Materie sehr gefragt. Zu dieser Zeit begannen gerade etliche Arbeitskämpfe um die Arbeitszeitverkürzung, weg von der 40-Stunden und hin zu einer 35-Stunden-Woche. Es war eine willkommene Möglichkeit für Uli Beyer, Eigenkapital für die Übernahme "seines Ladens" zu sammeln.

1. April 1990: Kleine Feier zur LadenübernahmeParty bei Angel-Ussat vor der Ladentüre...
Am 1. April 1990 war es dann soweit und Uli wurde "Kaufmann im Einzelhandel", meldete selbst sein neues Gewerbe an.
Otto Ussat stand mit Rat und Tat zur Seite!
Otto Ussat stand viele Wochen zur Seite und half mit Rat und Tat. Er gab Uli Nachhilfe in der Führung eines ordentlichen Kassenbuches, stellte Uli die wichtigsten Lieferanten vor und warnte natürlich auch vor den Tricks so mancher Aussendienstler. Es entwickelte sich ein sehr freundschaftliches, später sogar Vater-Sohn-Verhältnis und Uli gewann die Überzeugung, "alles richtig" gemacht zu haben.

Noch heute vermuten ja viele Kunden, dass Uli das Geschäft "geerbt" hat. :) Ulis Angelleidenschaft konnte mit Ottos und Mannies Unterstützung weiter erhalten bleiben. Manni war ein alter "Brummbär", der schon länger als Aushilfe im Geschäft mithalf. Er arbeitete im Laden mit, als sei es sein eigener. 

"Mittwochs und Sonntags ist Angeltag!" Uli hatte in der 2. Hälfte der 80er Jahre den Rhein als Top-Zandergewässer entdeckt und es zog ihn magisch dorthin. Bis nach Dortmund hatten sich die guten Angelmöglichkeiten noch nicht herumgesprochen und Uli erzählte von "Dutzenden Zander" im Geschäft. Ungläubiges Stirn runzeln erntete Uli dafür von etlichen Raubfischanglern im Dortmunder Laden und "zum Beweis" nahm Uli einige Kunden mit ans Wasser. Uli machte hier seine erste sehr wichtige Erkenntnis: Mit praktischer Erfahrung und sinnvollen Erklärungen ist der Verkauf von Angelgeräten deutlich einfacher, da für den Kunden nachvollziehbar und glaubhafter! Schnell wurde aus dieser Erkenntnis von Uli ein Konzept erarbeitet und Uli machte erste "Twisterlehrgänge" am Rhein. Es waren wohl mit die ersten gewerblichen Guidingtouren überhaupt, die in Deutschland in dieser Regelmäßigkeit angeboten wurden.

Uli Beyer gewinnt den Förderpreis des Unternehmensverbandes der Metallindustrie 1991Große Ehrung für den schon entschiedenen Kaufmann Uli Beyer
1991 gab es noch einmal nachdenkliche Momente, als Uli mit seiner Diplomarbeit den Förderpreis des Unternehmensverbandes der Metallindustrie (Dortmund und Umgegend e.V.) gewann. Ein sehr gut dotierter Preis, der dem Ingenieur Uli Beyer eigentlich für die Industrie Tür und Tor öffnen sollte. Uli war allerdings schon selbständig... 

Es entstanden dennoch gute Kontakte, denn der damalige Rektor der Universität Dortmund, Professor Dr. Albert Klein war selbst leidenschaftlicher Angler: "Ich finde es Klasse, dass sie diesen Mut als Quereinsteiger haben! Wann gehen wir zusammen angeln?" Auch diese Feier war somit für Uli ein großer, unerwarteter Erfolg, denn fortan gab es ab und zu ein fröhliches "Akademiker-Angeln" mit Doktoren und Professoren von Ulis alter Uni.